Griechische Vasenmalerei und Klassik

in der griechischen Kunst

Inhalt:

Mein Referat gliedert sich in die einzelnen oben aufgeführten Kunstepochen, wobei ich neben der Vasenmalerei jeweils auch Tempelbau und Plastik betrachte.

Zunächst einige wichtige Vorbemerkungen, um den richtigen Zugang zur griechischen Kunst zu finden:
Griechische Kunst ist vorwiegend religiöse Kunst. Alle Tempel, aber meist auch Plastiken und Vasen hatten einen kultischen Anlass. Sie wurden also als Tempelschmuck oder Kultbild geschaffen. Ebenfalls wichtig waren kunstvolle Weihegeschenke und Dankgeschenke, sowie wertvolle Grabbeigaben für die Verstorbenen.
In Griechenland gehörten Kunstwerk und Landschaft enger zusammen als irgendwo anders auf der Welt. Es herrscht ein Zusammenklang von Kunst und Natur. Diese Verbindung von Kunst und Natur ist nach griechischem Verständnis gottgewollt, denn die griechischen Götter pflegten es den alten Mythen zufolge, den Ort ihrer Verehrung selbst zu bestimmen. Darüber hinaus sprachen für das gläubige Volk die Götter mit den Stimmen der Natur, so zum Beispiel Zeus aus dem Rauschen der Eiche von Dodona oder im Zucken der von ihm geschleuderten Blitze. Und die delphische Pythia, die Dienerin des Apoll, weissagte über einer Erdspalte, deren Dämpfe sie in Ekstase versetzten. Dies war die berühmteste Orakelstätte der alten Welt. Man kann also sagen, dass Götter, Natur und Kunstwerke voneinander abhingen. Die Bilder der Götter sind nach dem Idealbild des Menschen geformt. Die Götter glichen den Menschen aber nicht nur in der Gestalt, sondern auch im Verhalten. Sie waren rachsüchtig, strebten nach Macht, führten blutige Kämpfe untereinander und waren nicht zuletzt untreu. Da sich Menschen und Götter also in ihrer Darstellung glichen, war die Schönheit des Menschen von göttlicher Natur. Daher trachtete man bei der Darstellung des Menschen nach höchster Vollkommenheit.

 

Geometrische Kunst (1100-700 v. Chr.)

Die Kunstgeschichte Griechenlands begann mit der dorischen Einwanderung um 1100 v. Chr. mit der Geometrischen Epoche. Die Kunst dieser Zeit war geprägt durch ihren maßvollen, zeichenhaften Stil. Der Name der Epoche entstand aufgrund der Ornamentik der Vasenmalerei. Besonders beliebt war in der Geometrischen Zeit die Verzierung der Vasen durch sogenannte Mäander:

Den Namen gab diesem Ornament der gleichnamige Fluss Maiandros im Alten Griechenland (heutige Türkei), der heute Menderes heißt. Seine Wanderung beschrieb charakteristische Wendungen, die offenbar zu dieser Namensgebung führten.
Um 800 v. Chr., das heißt fast schon gegen Ende der Geometrischen Epoche, erlangte Griechenland seine erste politische Organisation. Es handelt sich hierbei um die Gliederung das Landes in die Stadtstaaten (Polis).

Die Keramiken sind die ältesten Zeugnisse der griechischen Kunst. Sie waren meist streifenförmig gegliedert und trugen die bereits erwähnten Mäander. Die figürliche Darstellung, sofern vorhanden, war stark stilisiert. Die besten Beispiele solcher Keramiken fand man auf dem Friedhof Kerameikos von Athen. Als Malfarbe diente leuchtender Firnis, wobei es sich um eine schnelltrocknende Öl- oder Harzlösung handelt.

Bei der abgebildeten Vase handelt es sich um ein gutes Beispiel der geometrischen Epoche. Die Vase zeichnet sich durch ihre strenge Kargheit aus. Die Mäander sind netzartig über den gesamten Vasenkörper gezogen und die figürliche Darstellung (zwischen den Henkeln der Amphora) ist stark stilisiert.

Die Kunst der geometrischen Epoche knüpft teilweise an Traditionen aus mykenischer Zeit an, sowohl in der Darstellung als auch in der keramischen Technik.
Höhepunkte aus dieser Zeit sind die mannshohen Dipylonvasen. Diese Vasen standen als Monumente auf Gräbern und behandelten als Thema vor allem den Totenkult. Schönheit und Klarheit von Form und Dekor zeichnen diese Vasen aus.
Im 8. Jahrhundert v. Chr. entstehen die ersten plastischen Bildwerke, die Statuetten.

Dies ist eine geometrische Bronzefigur, die um 730 v. Chr. entstanden ist. Der Wille zur Geometrie lässt sich an diesem Hengst sehr gut erkennen. Man sieht, dass hier nicht viel Wert auf große Naturnähe gelegt wurde.

Mit der allgemeinen Kenntnis des griechischen Alphabets seit dem 8. Jahrhundert nehmen in der Kunst allmählich die Darstellungen aus Mythos und Sage zu. Das früheste Beispiel hierfür ist ein Tonschild aus Tyrnis, entstanden gegen 700 v. Chr., das den Kampf zwischen Herakles und der Amazonenkönigin Andromeda zeigt.
Aufrechte Architekturreste aus der geometrischen Stilepoche sind heute nicht mehr zu sehen.

 

Archaische Kunst (700-500 v. Chr.)

In der Archaischen Epoche kamen vorübergehend die ersten Tyrannen an die Macht. Es herrschten strenge und straffe Formen vor.

Architektur:
Die ältesten Tempel Griechenlands stammen aus der Archaischen Epoche. Sie wurden im 6. Jahrhundert v. Chr. erbaut. So ist der älteste Tempel, von dem heute noch aufrechte Teile zu sehen sind, der Heratempel in Olympia aus dem frühen 6. Jahrhundert. Um 540, etwas später also, entstand der Apollontempel in Korinth. Seine Säulen waren etwas Besonderes: Sie sind nicht aus verschiedenen Trommeln, sondern aus einem Stück gearbeitet worden. Ein weiteres Beispiel eines typischen archaischen Tempels ist der ältere Heratempel in Paestum (siehe Bild), die sogenannte Basilica:

Der Heratempel I entstand Mitte des 6. Jahrhunderts in Paestum. Es ist noch die völlig intakte Ringhalle mit ihren 9 x 18 Säulen zu sehen. Er vermittelt einen Eindruck der archaischen Schwere und Gedrungenheit. Etwas lebendiger lassen ihn die sich nach oben hin verjüngenden dorischen Säulen erscheinen.

Die Griechen kannten drei unterschiedliche Arten, die Säulen der Tempel zu verzieren. Die älteste und schmuckloseste ist die dorische Bauweise. Später entsteht die ionische Bauweise, der schließlich die korinthische Bauweise folgt.

Hier sieht man die drei verschiedenen griechischen Säulenarten. Ganz links ist die dorische Bauart. Bei ihr endet die Säule in einem schmucklosen runden Kapitellwulst, auf dem ein quadratischer Abakus (Abschlussplatte) aufliegt. In der Mitte handelt es sich um eine ionische Säule. Sie wirkt leichter als die dorische Säule und lässt mehr Variationen zu. Typisch sind die kissenartig verbundenen Voluten (die schneckenförmigen Gebilde) über dem Säulenwulst. Der Abakus ist ziemlich flach. Die korinthische Bauweise ganz rechts zeichnet sich schließlich durch hohe Säulen und die Verzierung des Kapitells durch einen Blattkranz aus. In der Bauweise der verschiedenen Säulentypen lässt sich also eine Entwicklung von gedrungener Schwere (dorisch) zu mehr Eleganz (korinthisch) feststellen.

Nun zurück zum Heratempel: Dieser hatte im Gegensatz zu den anderen Tempeln nur eine Säulenreihe in der Cella, was einem älteren Schema entspricht und eine ungünstigere Anordnung der Kultfigur bedeutete.

Bei dem Bild auf der rechten Seite handelt es sich um Abbildungen der Cella des Parthenons, das heißt um jenen Kultraum, in dem in diesem Fall das Kultbild der Athene Parthenos stand. Die Aufteilung des Tempels in die Cella und den Schatzraum Athens ist gut zu erkennen.

Weiterhin sind die Tempel in Syrakus, Selinunt, der Athenatempel in Paestum und in Ionien der Heratempel von Samos zu nennen.
Die griechischen Tempel waren keineswegs ein Versammlungsort der Gläubigen, wie etwa heute eine Kirche, sondern ausschließlich Wohnung des verehrten Gottes. Deshalb durften nur Priester die Cella betreten.

Plastik (Beginn um 650 v. Chr.):
Im Gegensatz zu den symmetrischen Figuren der geometrischen Stilepoche handelt es sich bei den Plastiken aus der archaischen Zeit um glaubhafte Körper. Zu dieser Zeit entstand auch der Kontrapost, das heißt die Unterscheidung des Stand- und Spielbeins. Auf jeden Fall wurde sehr viel mehr Wert auf körperliche Genauigkeit gelegt. Es sind Zeichen für Kontakt zwischen ägyptischer und griechischer Kultur zu Beginn der archaischen Zeit zu erkennen.
Ein Standardthema der archaischen Plastik war der Kuros (Pl. Kuroi). Dabei handelt es sich um eine nackte Jünglingsgestalt (siehe Bild). Die Kuroi standen zum Beispiel als Symbol bleibenden Lebens auf Gräbern. Bei der Darstellung der Kuroi bemühte man sich um mehr Naturnähe und um eine ethische Erhöhung des Menschenbildes. Dadurch entstand das sogenannte archaische Lächeln. Die Plastiken konnten eine Höhe von bis zu vier Metern erreichen. Das weibliche Gegenstück des Kuros' ist die Kore.

Die Kore auf der linken Seite entstand kurz nach 650 v. Chr., das heißt es handelt sich um eine sehr frühe archaische Plastik. Das lässt sich daran erkennen, dass sie nur eine Größe von 65 cm hat und ihr Gewand mit geometrischen Ritzmustern versehen ist. Von der Darstellung her kann man sie wohl mit den ägyptischen Statuen vergleichen.

Der Kuros rechts hingegen ist größer und deutlich natürlicher. Die Darstellung der Muskulatur lässt ihn viel realistischer erscheinen. Der Kontrapost ist vorhanden, und es lässt sich auch ein dezentes archaisches Lächeln erkennen. Links neben dem Kuros sieht man die schematische Darstellung eines typisch klassischen Kuros. Die Symmetrielinien sind regelmäßig über die Figur angeordnet.

Malerei:
Bei der Malerei der archaischen Epoche handelt es sich neben großfigurigen Wand- und Tafelmalereien vor allem um Vasenmalerei. Die Vasenmalerei ist das Hauptgebiet der archaischen Malerei. Unter einer Vase verstanden die Griechen nicht unbedingt das Gleiche wie wir heute. Man muss zu den griechischen Vasen auch Tonteller, Schalen, Trinkgefäße und Ähnliches zählen. In der Vasenmalerei besaßen Athen und Korinth die Führung. Vorerst wurde weiterhin mit schwarzem Firnis direkt auf den Ton, das heißt ohne Hintergrund, gemalt.

Dies ist ein kleiner Mischkrug aus Chios oder Naukratis. Entstanden ist er um 625 v. Chr. Seine Höhe beträgt 15,4 cm. Die Bemalung zeigt einen Tierfries mit Ornamenten. Man kann sehen, dass noch geometrisches Dekor vorhanden ist. Es wurde aber bereits von anderen Darstellungen in die Randzonen verdrängt.

Ein Paradebeispiel der Vasenmalerei aus der Zeit um 570 ist die François-Vase (siehe Bild) des Klitias.

Die François-Vase ist ein attischer Volutenkrater. Ihre Höhe beträgt 66 cm. Sie ist ein Hauptwerk der hocharchaischen schwarzfigurigen Vasenmalerei. Getöpfert wurde sie von Ergotimos und bemalt von Klitias. Benannt ist sie nach ihrem Entdecker, Alphonse François, der sie 1844 in Chiusi fand. Die Darstellungen zeigen in vier Friesen Szenen aus der griechischen Mythologie, nämlich den Achill- und Theseuszyklus, die Hochzeit des Peleus, die Verfolgung des Troilos durch Achill, die Rückkehr des Hephaistos in den Olymp, das Wagenrennen bei den Leichenspielen des Patroklos, die Kalydonische Jagd, eine Schlacht der Lapithen und Kentauren und den Reigen der von Theseus aus dem Labyrinth befreiten attischen Jünglinge und Mädchen auf Delos.

In der reifarchaischen Kunst kam die einfache Malerei von Vasen ohne Hintergrund aus der Mode. Es standen nun Vasen mit schwarzen Figuren auf rotem Grund im Vordergrund. Der berühmteste Maler dieser Zeit war Exekias. Er stellte auf seinen Vasen vor allem die Götter- und Sagenwelt dar.

Die Halsamphora links stammt aus der Zeit um 525 v. Chr. Erschaffen wurde sie von Exekias. Sie ist 41,3 cm hoch. Das gesamte Dekor wird dominiert von figürlicher Darstellung. Hier wird gezeigt, wie Achill die Amazonenkönigin Penthesilea ersticht. Die Vase steht heute im Britischen Museum in London.

In der spätarchaischen Zeit weicht der rote Hintergrund auf den Vasen einem schwarzen. Gleichzeitig werden die Darstellungen der Vasenmalerei durch Bilder aus dem täglichen Leben bereichert, zum Beispiel wurde der Musikunterricht zum Gegenstand vieler Darstellungen. Außerdem wurden die Figuren auf den Vasen kräftiger und die Zeichnungen feiner.

Hier ist eine Hydria von Phintias zu sehen. Sie stammt aus der Zeit um 510 v. Chr. Und gehört damit zu den spätarchaischen Vasen. Die Höhe beträgt 51,5 cm. Eine Hydria wurde, wie der Name schon andeutet, zum Wasserholen verwendet. Daher besaß sie zwei waagrechte und einen senkrechten Henkel. Die Bemalung zeigt rechts einen Lehrer und links zwei Schüler bei der musikalischen Erziehung.

Seit 566 wurden Amphoren als Siegerpreise bei den panathenäischen Wettkämpfen verliehen.

 

Klassische Kunst (500-323 v. Chr.)

Die Klassik ist die höchste Blüte in der griechischen Kunst. Es vollzog sich in dieser Zeit ein Stilwandel in der Baukunst bezüglich Schmuck, Proportionen und Profilen.
Die Klassische Zeit begann um 500 v. Chr. und endete mit dem Tod Alexanders des Großen 323 v. Chr.
Während der Klassischen Epoche gab es mehrere Kriege zwischen den Persern und Athen. Im Verlauf dieser Kriege wurde unter anderem die Akropolis von Athen zerstört. Letztendlich siegten die Griechen, wodurch Athen zum Haupt des Attisch-Delischen Seebundes wurde. Die politische Macht Athens wurde dadurch gefestigt und Athen besaß nunmehr die Vorherrschaft auf See. Hierdurch kam es zu immer größeren Konflikten mit der Landmacht Sparta.
Unter Kimon begann man mit dem Wiederaufbau der Akropolis. Die Glanzzeit der Klassik fand unter Perikles (461-429) statt. Obwohl man mit Sparta 446 einen 30-jährigen Frieden vereinbart hatte, kam es zum Peloponnesischen Krieg (431-404). Dieser beendete die Hoffnung Athens auf die Vorherrschaft in ganz Griechenland. Nach weiteren Kriegen wurde Griechenland schließlich unter Makedonischer Herrschaft geeint. Die Klassische Epoche war also durchsetzt von Kriegen sowie politischen und wirtschaftlichen Rivalitäten. Der friedlichste Abschnitt waren die 15 Jahre von 446 bis 431, in denen dann auch der Parthenon und die Propyläen der Akropolis neu gebaut wurden. Somit wurde die Akropolis zum höchsten Ausdruck griechischer Kunst und athenischer Würde.

Strenger Stil (Beginn der Klassik, 500-450 v. Chr.):
Die bedeutendsten Bauten der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts waren der Aphaiatempel in Ägina, der Zeustempel in Olympia sowie der Heratempel II (siehe Bild) in Paestum.

Der Heratempel II wurde auch Poseidontempel genannt. Erbaut wurde er Mitte des 5. Jahrhunderts in Paestum. Der Tempel bietet ein Bild klassischer Geschlossenheit. In seinem Grundriss lehnt er sich an den Zeustempel von Olympia an. Noch heute ist bis auf die Cella alles vollständig erhalten.

Nun betrachten wir die Entwicklung der Plastik im strengen Stil.
Die wichtigsten Orte der Plastik des strengen Stils waren Ägina und Olympia. In Ägina lässt sich der Wandel vom spätarchaischen zum frühklassischen Stil an den Plastiken am Aphaiatempel direkt nachvollziehen.
An den Plastiken der Frühklassik lässt sich im Vergleich zu denen der spätarchaischen Kunst eine Steigerung der gebändigten Kraft erkennen. Allmählich scheinen sich die Gestalten zu verlebendigen.
Wichtige Bildhauer dieser Zeit waren Kritios und Nesiotes aus Athen.

Am Zeustempel in Olympia, auch ein Tempel des strengen Stils, stellen die Figuren am Westgiebel (siehe Bild) Szenen aus der griechischen Mythologie dar:

Die Figuren am Westgiebel des Zeustempels sind um 460 v. Chr. entstanden. Bei dem verwendeten Material handelt es sich um Marmor. Die symmetrisch angeordneten Szenen stellen den Kampf der Lapithen und Kentauren bei der Hochzeit des Peirithoos dar. In der Mitte gebietet Apoll mit mächtiger Gebärde dem Treiben Einhalt.

Außer Steinplastiken entstanden im strengen Stil auch ausgezeichnete Werke aus Bronze. Einige von ihnen entstanden unter dem Einfluss der Bildhauer aus Ägina. Unter anderem handelt es sich hierbei um den Wagenlenker von Delphi und den Omphalos-Apollon (beide siehe Bild).
Ein neues Maß an Lebendigkeit wurde durch die genauere Darstellung der Muskulatur erreicht.

Der Wagenlenker von Delphi (links) entstand um 475 v. Chr. Er ist aus Bronze gefertigt. Mit einer Höhe von 1,80 m erreicht er für die damalige Zeit eigentlich schon Überlebensgröße. Ehemals stand er auf einem Wagen mit einem Viergespann.

Der Omphalos-Apollon (rechts) ist eine Marmorkopie einer Bronzefigur von ca. 460 v. Chr. Die Figur ist 1,76 m hoch. Im Gegensatz zu den archaischen Kuroi ist hier ein ausgeprägterer Kontrapost vorhanden, was die Staue nicht mehr so starr erscheinen lässt. Durch diese Darstellung wirkt die Körperhaltung viel lebendiger, natürlicher und dadurch auch insgesamt glaubhafter. Die Figur scheint geradezu zu atmen. Man erkennt, dass in der schematischen Darstellung die Symmetrielinien viel lockerer sind als bei den archaischen Kuroi.

In der Vasenmalerei des strengen Stils war der Brygos-Maler führend. Er zeichnete mit feinstem Strich. Seine Themen waren sowohl Szenen aus dem Alltag als auch aus dem Mythos. In seinen Werken drückt sich Menschlichkeit aus.
Gegen Mitte des 5. Jahrhunderts kamen weißgrundige Vasendarstellungen auf, die die bisherigen rot- oder schwarzgrundigen Vasen verdrängten.

Dies ist eine Trinkschale , gestaltet von Lyandros. Entstanden ist sie um 460 v. Chr. Der Durchmesser beträgt 28,5 cm. Die Darstellung zeigt Aphrodite, wie sie von Eroten umschwebt wird. Heute befindet sich die Vase im Archäologischen Museum in Florenz.

Glanzlichter der Malerei des strengen Stils waren die Wandgemälde von Polygnot aus Thasos und von Mikron. Von ihnen berichtet leider nur die Überlieferung.

Hohe Klassik (450-400):
Die wichtigsten und gewaltigsten Schöpfungen der hohen oder reifen Klassik sind die Gebäude der Akropolis (siehe Bild) von Athen. Die Akropolis von Athen war natürlich keineswegs die einzige Akropolis in Griechenland. Zum Beispiel hatte auch die Stadt Eleusis, die sich einst im Kampf mit Athen um die Vorherrschaft in Attika befand, eine solche "Oberstadt".
Mit den Gebäuden der Akropolis von Athen verbinden sich Vorstellungen vom blühenden Staatswesen des Perikles und von der herausragenden Kunst des Phidias, Iktinos, Kallikrates und Mnesikles.

Links: Akropolis von Athen, Gesamtansicht

Rechts: Parthenon

Der Parthenon (siehe Bild), der Tempel der Athene Parthenos, folgt der dorischen Bauordnung; ebenso tun dies die Propyläen (siehe Bild links), bei denen es sich um kostbare Torbauten handelt. Sie stehen entlang des Aufstiegs von der Agora zur Akropolis. Das Erechtheion (siehe Bild rechts) hingegen folgt der ionischen Ordnung. Es wurde 421-414 und 409-406 v. Chr. an der Stelle erbaut, an der der Sage nach der Wettstreit zwischen Athene und Poseidon um die Vorherrschaft in Attika ausgetragen worden war. Seinen Namen hat es vom sagenhaften griechischen König Erechtheus. Dieser siegte dem Mythos nach im Kampf mit den Eleusiniern (den Bewohnern von Eleusis) und ihrem Verbündeten Eumolpos, indem er - einem Orakelspruch Folge leistend - eine seiner Töchter opferte, woraufhin sich auch seine übrigen Töchter töteten.

Früher ragte hinter den Propyläen eine Figur der Athena Promachos des Bildhauers Phidias auf. In der Hand hielt sie einen Speer, dessen vergoldete Spitze bis weithin auf das Meer sichtbar war. Heute gibt es diese Statue nicht mehr.

Der Parthenon wurde unter Perikles (461-429) von den Architekten Iktinos und Kallikrates erbaut. Er besaß eine reichhaltige bildhauerische Ausstattung, die hauptsächlich von Phidias geprägt wurde. Dazu gehörten unter anderem zwei Giebelfelder, die die Geburt der Athena aus dem Haupte des Zeus sowie den Wettstreit zwischen Athena und Poseidon zeigten. Außerdem hatte er 92 Metopen (quadratische Steinplatten an den Wänden mit Reliefs, siehe Bild), und einen 160 Meter langen Fries (fortlaufende bildhauerische Gestaltung an der Wand) an der Außenseite der Cella. Der Fries zeigte den Festzug der Panathenäen.

Links ist eine Metope vom Parthenon zu sehen. Phidias erschuf sie um 448/438 v. Chr. Die Höhe beträgt 134 cm. Bei dem Material handelt es sich um Marmor. Die Darstellung zeigt den Kampf eines Lapithen mit einem Kentauren.

Die Figuren und Reliefs standen vor einem rotem Hintergrund. Gliedernde Teile der Architektur waren farbig abgesetzt.
Phidias
war also der wichtigste Bildhauer dieser Zeit. Auch das Kultbild im Parthenon, die Athena Parthenos, wurde von ihm erschaffen. Für solch ein Werk benötigte der Meister zehn Jahre. Nicht zuletzt muss man den olympischen Zeus (siehe Bild) nennen, der ungefähr zwölf Meter hoch war und an dem Phidias 15 Jahre arbeitete. Der olympische Zeus gehört zu den sieben Weltwundern.

Weitere kostbare Bauwerke der hohen Klassik sind der Tempel des Apollon Epikurios in Arkadien sowie der Hephaistostempel am Rande der Agora von Athen. Aus der reifen Klassik stammen in Attika auch kostbare Grabmäler. Sie behandeln vor allem das Thema des Abschieds.

Wir wollen uns nun genauer der Plastik der reifen Klassik zuwenden. Die führenden Bildhauer waren hier neben dem bereits erwähnten Phidias Myron und Kalamis. In der Phase des reichen Stils legte man besonderen Wert auf fein ausgearbeitete Gewänder und fließende Bewegungen. In dieser Zeit schuf Paionios seine Nikestatue. Ein weiterer wichtiger Name ist Polyklet aus Argos. Dieser Künstler bevorzugte Bronze als Material, er arbeitete jedoch auch mit Gold und Elfenbein.
Einst gab es einen Wettstreit zwischen Phidias, Kresilas, Phradmon und Polyklet um die schönste Plastik. Dabei gewann die Amazonenfigur des Polyklet in Ephesos. Bis heute streiten sich die Experten, welche der Amazonenfiguren nun die des Polyklet ist.

Dies ist eine römische Marmorkopie einer Bronzefigur des Polyklet. Es handelt sich dabei um einen Jüngling mit Siegerbinde, einen sogenannten Diadumenos, von ungefähr 420 v. Chr. Er ist 1,87 m hoch. Polyklet schuf vor allem Athletenfiguren, die in römischer Zeit oft kopiert wurden.

 

 

Späte Klassik (400-323 v. Chr.):
Als bedeutende Bauwerke der späten Klassik sind verschiedene Tempel zu nennen. So gehört der Apollontempel in Delphi (siehe Bild), der nach 350 entstand, dazu, und auch in Ionien sind Bauwerke zu erwähnen: der Tempel der Athena Polias in Priene (siehe Bild), der Artemistempel in Sardes und der jüngere Artemistempel in Ephesos (siehe Bild). Der Artemistempel von Ephesos gehört auch zu den sieben Weltwundern.

Rechts ist eine Rekonstruktion des Apollontempels von Delphi zu sehen. Links sieht man seine Überreste, wie sie heute zu sehen sind.

Links sind die Reste vom Artemistempel in Ephesos heute zu sehen und rechts ist eine Rekonstruktion, wie er damals ausgesehen haben mag.
Links handelt es sich um sich um die Ruine des Tempels der Athena Polias in Priene, rechts um eine Rekonstruktion desselben.

Ein einzigartiger Kultbau für Mysterien entstand im 5. Jahrhundert in Eleusis. Es handelt sich hierbei um das Telesterion. Der Mysterienhandlung im Telesterion lag wohl der Mythos der Suche Demeters nach ihrer von Pluton geraubten Tochter Persephone zugrunde. Ähnliche, wenn auch kleinere, Bauten entstanden später auch in anderen Stadtstaaten Griechenlands.

Rundbauten waren in der griechischen Architektur selten. Eines der wenigen Beispiele ist der Rundbau in Delphi (siehe Bild) im Bezirk Marmaria aus dem frühen 4. Jahrhundert v. Chr. Seine Bestimmung ist unbekannt.

Gewiss waren die Tempel sehr wichtige Aufgaben in der griechischen Architektur. Dennoch gab es natürlich weitere, jedoch profane, Bauprojekte in der Antike. Wichtig waren dabei zum Beispiel die Sportanlagen, so etwa Stadien und Palaestren (Orte, an denen Ringkämpfe o. ä. ausgetragen wurden). Die Stadien haben ihren Namen von dem Längenmaß der Wettkampfbahn (192 m). Palaestren waren die Orte, an denen Ringkämpfe oder Ähnliches ausgetragen wurden. Auch die Gymnasien, die zuerst Turnstätten waren und erst im Hellenismus zu allgemeinen Bildungsstätten wurden, waren wichtige Bestandteile der griechischen Kultur. Darüber hinaus sind als wichtige kulturelle Treffpunkte noch die Theater, die Stoen (Säulenhallen) und die Marktplätze (Agora) zu nennen. Nicht zuletzt müssen die öffentlichen Verwaltungsgebäude wie die Rathäuser erwähnt werden.
Zumeist war im Städtebild der griechischen Stadtstaaten keine Regelmäßigkeit vorhanden. Nur in Städten, die nach einer Zerstörung neu erbaut wurden lässt sich eine Planmäßigkeit erkennen. Der Stadtplan von Milet beispielsweise wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. von Hippodamos gestaltet.
Des weiteren wurden in der späten Klassik Denkmäler errichtet. Dazu gehören unter anderem das Lysikratesdenkmal in Athen und der Löwe von Chaironeia. Der Löwe von Chaironeia wurde für die in der Schlacht von 338 gefallenen Thebaner an ihrer Begräbnisstätte aufgestellt.
In Attika wurden im 4. Jahrhundert v. Chr. zuweilen prächtige Grabmonumente erschaffen.
Erwähnt werden sollte auch das Mausoleum in Halikarnassos. Es handelt sich dabei um einen gigantischen Grabbau, der nach 359 v. Chr. für den Satrapen Mausolos errichtet wurde. Dieser Bau sollte seinesgleichen später den Namen geben. Auch das Mausoleum gehört zu den sieben Weltwundern.

In der Plastik der späten Klassik waren die Ausgewogenheit der Figuren und die Behandlung des Marmors von größter Bedeutung. Diese Figuren kommen erst im Spiel von Licht und Schatten voll zur Geltung. Die Athener Praxiteles und Leochares prägten den Stil dieser Zeit. Ihre Figuren waren leichte, fast schwebende Gestalten.

Die Staue links ist das einzig erhaltene Originalwerk des Praxiteles. Die Figur ist um 350/340 v. Chr. entstanden und 2,15 hoch. Sie zeigt Hermes, wie er auf dem linken Arm seinen Halbbruder Dionysos trägt. In der rechten Hand hielt Hermes ehemals eine Weintraube, nach der der Kleine greifen will.

Die drapierten Gewänder erforderten einen meisterhaften Umgang mit Hammer und Meißel. Sie unterstrichen Haltung und Bewegung der Statue. So setzt sich der spätklassische Stil durch immer individuellere Züge und eine weichere Oberflächengestaltung von den früheren Statuen ab.
Auch das Porträt wurde in der späten Klassik zu einer immer wichtigeren Aufgabe. Lysipp aus Sikyon schuf mehrere Bildnisse historischer Persönlichkeiten.

Hier sieht man von links nach rechts den Dichter Homer und die Philosophen Sokrates und Aristoteles. Man versuchte, die Gesichter bei Porträts als Typus zu gestalten.

Griechische Porträts wurden in römischer Zeit vielfach kopiert.

Die Vasenmalerei ihrerseits stellte Götter und Heroen in der späten Klassik in den Abbildungen mehr denn je in lebendige Gegenwart. Die Vasen waren weißgrundig und ihre Themen waren oft dem Totenkult zuzuordnen. Ihre Darstellungen waren von beachtlicher Raumwirkung. Der Athener Apollodor soll in der Malerei Licht und Schatten abgestuft und die Farben meisterhaft gemischt haben. Ebenso wird von Apelles aus Kolophon berichtet. Keines der Werke der beiden Künstler blieb erhalten.
Ein beliebtes Thema der Spätklassik war Dionysos mit seinem beschwingten, tanzenden Gefolge. Dieses Flair schwingt in vielen Bildern dieser Zeit mit.

Hier handelt es sich um einen schwarzgrundigen kelchförmigen Mischkrug von ungefähr 380 v. Chr. Er ist 50 cm hoch. Die Darstellung zeigt die Gefangennahme des Dolon durch Odysseus und Diomedes. Die Szene erinnert an das burleske Treiben in antiken Komödien. Heute steht diese Vase im Britischen Museum in London.

Nicht zuletzt soll die Monumentalmalerei dieser Epoche erwähnt werden. Von ihr ist eine Kopie der Alexanderschlacht (siehe Bild) in der Casa del Fauno in Pompeji als Mosaik erhalten.

Alexanderschlacht, Casa del Fauno, Pompeji

 

Hellenistische Kunst (323-31 v. Chr.)

Im Hellenismus (323-31 v. Chr.) führte Athen nicht mehr in politischer, wohl aber in geistiger Beziehung. Der Hellenismus wurde unter anderem geprägt von Platon, Xenophon, Aristoteles und Demosthenes. Mächtig waren jetzt die Reiche am Rande des griechischen Einflussgebiets, also Syrien, Pergamon und Makedonien.

In der hellenistischen Kunst war in der Architektur ein Streben nach pompösen Abmessungen, aufwendigster Dekoration und höchster technischer Sorgfalt zu erkennen. In der Plastik und Malerei stehen neben zarten, verinnerlichten Figuren äußerst dramatische und pathetische Statuen und Friese.
Die rotfigurige Vasenmalerei endete gegen 300 v. Chr. Somit verlor die Vasenmalerei an Bedeutung gegenüber der Plastik.
Beachtliche Leistungen der Architektur waren der jüngere Apollontempel in Didyma (siehe Bild) bei Milet sowie der Tempel des olympischen Zeus (siehe Bild) vor den Mauern Athens.

Links ist die Ruine des Apollontempels in Didyma zu sehen.

Der Tempel rechts ist das Olympieion, der Tempel des olympischen Zeus in Athen. Gut erkennbar sind die korinthischen Säulen.

Ein äußerst beachtlicher Profanbau des Hellenismus war die Attalos-Stoa an der Agora von Athen. Weiterhin sind der Leuchtturm von Alexandria und der Koloss von Rhodos zu nennen, die beide zu den sieben Weltwundern gehören. Der Leuchtturm von Alexandria wurde im Spätmittelalter durch ein Erdbeben zerstört, der Koloss von Rhodos stand nur ein halbes Jahrhundert aufrecht. Es handelte sich bei dem Koloss von Rhodos um ein Bronzestandbild von Helios.
Des weiteren muss der Pergamonaltar (180 v. Chr.) erwähnt werden, der zu Ehren des Zeus erbaut wurde. Bei ihm könnte es sich um das Vorbild der Säulenhalle in Lindos auf Rhodos (150 v. Chr.) handeln.

Die hellenistischen Plastiken wurden oft nicht mehr im ausgewogenen Kontrapost dargestellt, sondern bevorzugt hockend, kniend und sich windend. Um 180 v. Chr. Setzte die sogenannte dramatische Phase ein (siehe auch am Pergamonaltar), in der die Figuren sehr pathetisch, fast schon im Stil des Barock, dargestellt wurden. Die Bewegungen sind vorwärtsstürmend, es gibt häufig Überschneidungen und wilde Gebärden. Die Physiognomie ist ergreifend. Zumeist wurden Menschen dargestellt, die sich im Todeskampf befinden. Das Thema des Siegens oder Erfolgs war weniger beliebt. So kommt es, dass nur selten Statuen in Siegeshaltung entstanden.

Die Gruppe rechts stellt Laokoon und seine Söhne im Kampf mit den Schlangen dar. Hagesander, Polydoros und Athanadoros erschufen sie 50 v. Chr. Die pyramidenförmige Gliederung schafft einen Ausgleich zu den sich in barocker Fülle auflösenden Figuren. Es handelt sich hierbei um einen Inbegriff von Schmerz und Tragik. Die Darstellung erinnert an das Pergamonfries.

Links die schematische Darstellung einer hellenistischen Figur: Man erkennt, dass die Symmetrielinien nun sehr zahlreich sind und die Figur dadurch dramatische Formen annehmen kann.

Auch am Pergamonfries (links) kann man sehen, wie dramatisch und pathetisch die Darstellungen nun wurden. Hier handelt es sich um eine Darstellung von Athena im Kampf mit Alkyoneus. Entstanden ist dieser Fries um 180/160 v. Chr. Er ist 230 cm hoch und befindet sich heute im Pergamonmuseum in Berlin.

Der Hellenismus brachte viele Dichter, Denker und große Staatsmänner hervor. 227 v. Chr. wurde Griechenland römische Provinz, 86 v. Chr. erobern die Römer Athen. 31 v. Chr. findet der Hellenismus mit der Schlacht von Actium schließlich sein Ende, da Augustus die Herrschaft antritt. Damit wurde Griechenland endgültig zur römischen Provinz Achaia.
Nun trat Rom das Erbe der Kunst des alten Hellas an.

 

Quellen:

 


Ingolf Schmedding
Juni/Juli 2002