ABRISS DER GRIECHISCHEN GESCHICHTE VON SOLON (594 v. Chr.) BIS ZUM ENDE DES HELLENISMUS (ca.30 v. Chr.)

von Ralf Eschbach

 

1.) Was ist so bemerkenswert an den Griechen und ihrer Geschichte, daß wir uns mehr als 2000 Jahre nach dem Höhepunkt ihrer Kultur noch immer mit ihnen beschäftigen?

 

2.) Geographische und politische Besonderheiten Griechenlands:

 

3.) Hellenen und Barbaren:

Wenn auch der Grieche nur seinen Stadtstaat als Heimat betrachtete und oft die Bewohner der Nachbarschaft als Feinde, so wußte er doch zu unterscheiden zwischen den Menschen, die seine Sprache redeten und den Nichtgriechen. Diese nannte er Barbaren, was soviel heißt wie "Stotterer" oder "unverständl. Krächzende".

Die Griechen verband untereinander: die gemeinsame Sprache, die Götter und die heiligen Stätten, z.B. Delphi und Olympia, die Schrift, die Sagen und Gedichte, die von einer ruhmreichen Vergangenheit berichteten, und die Feste und Spiele, zu denen man aus dem ganzen Mittelmeerraum zusammenkam.
Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit kam auch darin zum Ausdruck, daß die Griechen für sich einen eigenen Namen verwendeten: Sie nannten sich Hellenen und das Gebiet, das sie bewohnten Hellas.

 

4.) Zu den Olympischen Spielen:

Im NW der Halbinsel Peleponnes, fern von großen Siedlungen, lag Olympia, ein dem Zeus geweihter Bezirk.
Hier veranstalteten die Griechen alle 4 Jahre zu Ehren des Gottes die Olympischen Spiele. Sie sind vermutl. aus einem uralten Totenkult hervorgegangen und durch die Anstrengungen der Teilnehmer, durch ihre hervorragenden sportl. Leistungen sollte der Gott geehrt werden.

Die Spiele galten als Gottesdienst; Zeus wurden aus diesem Anlaß auch zahlreiche Opfer gebracht
Die Spiele waren das größte religiöse Fest der Griechen!

Seit 776 v.Chr. wurden die Sieger in ein Verzeichnis eingetragen, später berechnete man von diesem Zeitpunkt an die Jahre der griech. Geschichte. Eine Olympiade war damals ein Zeitraum von 4 Jahren.
393 n.Chr. verbot der christl. römische Kaiser Theodosius I. das Fest des heidnischen Gottes und damit die Spiele, die erst nach 1500 Jahren wiederbelebt wurden.

Während des Festes und einige Woche vorher ruhten die Waffen und wer als Wettkämpfer oder Zuschauer (oftmals bis zu 50000) nach Olympia wanderte, hatte selbst in feindlichem Gebiet freies Geleit!

Nur freie Griechen durften teilnehmen; Frauen, Sklaven und Barbaren waren ausgeschlossen.

Aus allen griech. Städten, vom Schwarzen Meer bis Sizilien, kamen die Zuschauer, unter ihnen berühmte Schriftsteller, die aus ihren Werken vortrugen, Dichter, die die Sieger durch Lieder ehrten, Staatsmänner, die die Gelegenheit zu polit. Verhandlungen nutzten.

Wettbewerbe:

(Für Jungmänner von 17-20 Jahren gab es besondere Wettkämpfe im Laufen, Ringen und im Faustkampf; für Frauen gab es zu anderer Zeit ein gesondertes Fest zu Ehren Heras, bei dem auch Wettläufe stattfanden.)

Belohnung für einen Sieger:

diese Auszeichnungen führten schon früh dazu, daß Berufssportler aufkamen, die sich auf nur eine Sportart beschränkten, ständig trainierten und, angelockt von den Gewinnen, von einem Fest zum anderen zogen.

Die Wettkämpfe in Olympia waren zwar die bedeutendsten Spiele, doch gab es noch weitere, die zu Ehren der Götter und zur Freude der am Wettkampf begeisterten Griechen abgehalten wurden:
So z.B. die Spiele bei Delphi zu Ehren Appolons, bei Korinth zu Ehren des Meeresgottes Poseidon und die in der Landschaft Argolis, die wieder dem Zeus geweiht waren.

 

5.) Die politische Struktur des vorsolonischen Athens:

Es herrschte Aristokratie: eine kleine privilegierte Schicht übte die Macht aus, während der Großteil der Bevölkerung politisch rechtlos und unmündig war!

 

6.) Im 7. Jahrhundert traten eine Reihe von wirtschaftlichen und sozialen Notständen auf:

 

7.) Solon und sein Reformwerk

Seine Aufgaben:

Er sollte eine soziale Neuordnung im Staat durchführen!

 

8.) Die wichtigsten von Solons Gesetzen:

  1. Aufhebung der bestehenden Schulden und Verbot der Schuldknechtschaft:
  2. Ausbau und Förderung von Handel und Wirtschaft:
  3. Aufzeichnung des geltenden Privatrechts und für jeden Bürger das Recht, an das Volksgericht zu appellieren:
  4. Politische Modifikationen:

Seine Gesetze wurden auf Holztafeln geschrieben, die in der Königshalle aufgestellt wurden: Alle schworen, sie einhalten zu wollen.

Das konservative Reformwerk Solons bildete den ersten Schritt hin zur attischen Demokratie (s. Kleisthenes), der ersten Demokratie der Welt.

Jetzt hatte zwar jeder Bürger, der an der Versammlung teilnahm, das Wahlrecht und die volle Freiheit der öffentlichen Rede.
Aber: Nur freie Männer hatten Zugang, d.h. alle Frauen der Stadt sowie die große Zahl an Metöken (Fremdarbeiter) und Sklaven waren ausgeschlossen!

 

9.) Zur Rolle der Frau:

Frauen der unteren Klassen waren unter anderem mit Wollverarbeitung und Wäschewaschen, Kinderpflege und Brotbacken beschäftigt. Auch die meisten ehrbaren Mittelschichtfrauen widmeten sich vornehmlich häuslichen Aufgaben.
In einer Abhandlung mit dem Titel "Oikonomikos" (Haushaltsführung) aus dem Jahr 362 v.Chr. berichtete der Historiker Xenophon von einem Gespräch zw. Sokrates und einem gewissen Ischomachos: "Auch das möchte ich sehr gern von dir erfahren, Ischomachos, ob du selber deine Frau erzogen hast, daß sie so ist, wie sie sein soll, oder ob du sie fertig ausgebildet zur Leitung der ihr zukommenden Arbeiten von ihrem Vater und ihrer Mutter bekommen hast."
"Und wie, Sokrates, hätte ich sie fertig ausgebildetbekommen sollen, da sie doch mit nicht einmal 15 Jahren zu mir kam, die Zeit davor aber unter ständiger Aufsicht lebte, damit sie möglichst wenig sähe, möglichst wenig hörte und möglichst wenig fragte?"

 

10.) Zur Rolle der Sklaven:

Das Los der Sklaven Athens war noch härter. Während einige Diener immerhin als Mitglieder des Haushalts behandelt wurden, hatten die Arbeitssklaven unter grausamen Bedingungen zu leiden. In den Silberminen von Laurion, wo das Metall für die Athener Münzen gewonnen wurde, arbeiteten sie, auf dem Bauch liegend, in engsten Stollen.
Die meisten Sklaven waren Kriegsgefangene, menschl. Beute aus Piratenüberfällen oder eine Ware im organisierten Sklavenhandel.
Sie wurden auf freien Märkten verkauft und für jegliche Arbeiten eingesetzt - Land- und Hausarbeit, Schulunterricht, Unterhaltung.
Die Sklaverei dauerte jedoch nicht immer ein Leben lang, und es war nicht ungewöhnlich für einen Sklaven, sich die Freiheit zu erkaufen oder sie geschenkt zu bekommen.

Trotz all dieser Einschränkungen schuf Athens unvollkommene Demokratie eine so offene Gesellschaft, wie es sie bis dahin nirgendwo gegeben hatte: Reich, selbstbewußt und mächtig, mit einer Einwohnerzahl von ca. 150000 Menschen, zog Athen Philosophen, Gelehrte und Dichter aus ganz Griechenland an.

 

11.) Dieser Zustand der Demokratie sollte jedoch nicht lange anhalten:

Peisistratos bemächtigte sich der Gewalt und riß alles an sich. Er wurde der erste Tyrann (Alleinherrscher) von Athen (561 v.Chr.), war aber dennoch ein milder und guter Herrscher, der sich im Volk großer Beliebtheit erfreute. Er förderte Künstler und Handwerk, baute neue Straßen und Plätze, verbesserte die Wasserversorgung, vergrößerte die Handelsflotte, veranstaltete Feste für das Volk, sorgte also für einen wirtschaftl. und kulturellen Aufschwung.
Als nach seinem Tod seine Söhne die Herrschaft übernahmen, zeigte es sich, daß sich die direkte Thronfolge zu Ungunsten des Volkes und zu Gunsten der Herrschenden und deren Machterhalt auswirkte.
So waren auch die Söhne des Peisistratos Tyrannen in der heutigen Bedeutung des Wortes, so daß sie schließlich vom Volk entmachtet und aus der Stadt verjagt wurden.
Man erinnerte sich nun an die guten Gesetze Solons und erneuerte sie 508 v.Chr. unter Kleisthenes.

 

12.) Kleisthenes:

Er teilte die Bürgerschaft Athens an Stelle der 4 alten, nach Stämmen geordneten (gentilizischen), in 10 territoriale, durch die verschiedenen sozialen Schichten und Landschaften Attikas gemischte, Phylen ein.

Die Phylenordnung bewirkte durch die Neuformierung der Bürgerschaft eine Beseitigung des Einflußes der Adelsgeschlechter!

Jede Phyle unterteilte er in 3 Drittel (Trittyes), von denen je eines aus Stadtbewohnern (Handwerker, Kaufleute), eines aus Küstenbewohnern (Kleinbauern, Fischer, Seeleute) und eines aus (Binnen-) Landbewohnern (Bauern) bestand.
Eine Gemischte Zusammensetzung des Volkes in jeder Phyle enstand; man wollte Adel u. Volk, Arm u. Reich, die versch. Berufe zusammenführen!

Den kleinsten Verwaltungsbezirk bildete der Demos ("Gemeinde"), an dessen Spitze ein Demarchos stand. Zu seinen Aufgaben zählte die Führung der Bürgerrechte, der Stammrolle sowie die lokale Selbstverwaltung der Finanzen und des Kultus.

Die nächst größere Verwaltungseinheit stellten die Naukrarien dar, von denen sich jede aus 2 Demen zusammensetzte und von denen jeweils 5 eine Phyle bildeten.

Es entstand einerseits ein System lokaler Selbstverwaltung und - bestimmung über die Demen, andererseits ein kompliziertes System, das über die Phylen versch. Landesteile in Beziehung setzte und so den Willen der Bürger in Athen präsent machte!

12.) Unterdessen hatte sich Sparta zu einem totalitären, militärischen Staat entwickelt, war zur stärksten Militärmacht in Hellas geworden. Sparta hatte mehr Land als jede andere Polis unter seiner Kontrolle (es hatte das Gebiet Messenien unterworfen, das den größten Teil der westlichen Peleponnes umfaßte, und die Bevölkerung versklavt) und wurde von zwei Königen regiert. Diese herrschten über ein Volk von Kriegern (Spartiaten) und eine große Zahl von Sklaven (Heloten). Die sieggewohnten Krieger wurden von sog. Periöken (Halbfreien) bedient, die Sklaven mußten die schweren Arbeiten verrichten.

Einmal im Jahr wurden die Heloten für die jungen Spartiaten zur Jagd freigegeben, die dann unter diesen Ärmsten der Armen ein greuliches Blutbad anrichteten, indem sie jeden Heloten, der ihnen über den Weg lief, ermordeten.
Auch setzten die Spartaner ihre männlichen Neugeborenen im westlich gelegenen Taygetos-Gebirge aus, wenn sie als nicht vollkommen oder zu schwach galten, um dem Staat nützlich zu sein.
Knaben, die man leben ließ, wurden mit 7 Jahren von ihren Eltern getrennt und in Kasernen erzogen. Sie mußten sich Ausdauertests unterziehen und wurden bei nicht erbrachter Leistung üblicherweise durch Auspeitschen bestraft.
Frauen hingegen hatten in Sparta wesentlich mehr Freiheit als in anderen Stadtstaaten: Sie waren die einzigen Frauen in Griechenland, die nackt wie die Männer eigene Sportwettkämpfe austrugen.
Letztlich wurde der Wert einer jedoch an der Qualität ihrer Kinder gemessen. Am Abend der Hochzeit wurde der Braut das Haar kurz geschnitten und sie mußte Männerkleidung tragen, um möglichst knabenhaft auszusehen.
Wenn die Ehe vollzogen war, kehrte der Mann in die Kaserne zurück.
Unter Spartas Männern - vielleicht auch unter den Frauen - war Homosexualität, wie überall in aristokratischen Kreisen Griechenlands, besonders beim Militär, gang und gäbe. (Die"Heilige Schar", Thebens Kriegerelite, die an zweiter Stelle hinter Spartas Kämpfern rangierte, bestand aus homosexuellen Paaren, denn ein Mann, so glaubte man, würde um das Leben seines Geliebten heftiger kämpfen, als um das eigene.)

 

13.) Städte wie Theben oder Korinth wiederum entwickelten sich gänzlich anders (bedingt durch die gebirgige Landschaft des griech. Festlandes). So bildeten sie z.B. reiche Kaufmannschaften und jede dieser Städte schaute neidisch auf die andere: Dauernde Händel und wechselnde Bündnisse untereinander führten zu einer anhaltenden Beunruhigung, die der Entwicklung nicht immer zuträglich war.

 

14.) Aber dem gesamten Griechenland drohte aus dem Osten eine riesige Gefahr, die für etwa ein Jahrhundert die untereinander zerstrittenen Stadtstaaten der Griechen vereinigen sollte: Die persischen Großkönige beobachteten Griechenland schon lange mit wachsender Gier. Die blühenden Kolonialstädte der Griechen am kleinasiat. Westufer des Mittelmeers hatte der jetzige Großkönig Xerxes bereits eingenommen, als er sich nun an die Eroberung ganz Griechenlands machte.

So tauchten im Jahre 490 v.Chr. an der griechischen Küste die Kriegsschiffe des Xerxes auf. Es wurde ein bisher unbesiegtes Landheer an Land gesetzt und rüstete sich in der sumpfigen Tiefebene von Marathon im Osten der Halbinsel Attika unweit von Athen zum Kampf.
Athen war folglich die derzeit am meisten bedrohte Stadt. Darum bat es alle Nachbarn um Hilfe. Es kam jedoch kaum einer: Sparta mußte erst ein Orakel abwarten und aus Theben kam lediglich eine winzige Abordnung.
Der athenische Oberkommandierende Miltiades stand also vor einer schier unlösbaren Aufgabe, aber durch eine überraschende Attacke von den Höhen des Gebirges herunter, im vollen Laufschritt ausgetragen, konnte er die Perser überraschen und so einschüchtern, daß er einen unerwarteten großen Sieg errang. Der Läufer von Marathon, der die Siegesbotschaft nach Athen brachte und nach Verkündigung dieses Ereignisses aus Erschöpfung tot zusammenbrach, ging neben seinem großen Kommandanten Miltiades, in die Geschichte ein.
Der Angriff der Perser war dadurch vorerst abgewehrt, zumal die Flotte des Großkönigs in einem Sturm an den Vorgebirgen der Insel Euböa kenterte und fast mit der gesamten Mannschaft unterging.
Athen und Sparta nutzten diese Zeit zum Abschluß eines Freundschafts- und Beistandspaktes. Die feindlichen Brüder hatten sich im Angesicht der allgemeinen Bedrohung von außen geeinigt.

 

15.) In Athen begann währenddessen der Streit zwischen Aristides, einem großherzigen und weitblickenden Staatsmann, und Themistokles, der ihm nicht im geringsten nachstand. Dabei ging es um die Frage, ob sich Athen eher mit einem starken Landheer oder einer starken Flotte rüsten sollte, da ein neuer Angriff Persiens jederzeit zu erwarten war.
Das Scherbengericht entschied sich für Themistokles und seine Flotte, so daß Aristides für 10 Jahre in die Verbannung mußte.
Zunächst schien die Entscheidung für die Flotte genau die falsche gewesen zu sein, denn im Jahr 480 v.Chr. überschritt Xerxes auf einer speziell gebauten riesigen Brücke mit einer enormen Streitmacht den Hellespont. Ein riesiger Lindwurm von Soldaten und deren Troß wälzte sich von Norden her zu Lande auf Athen und Sparta zu, zur See begleitet von einer persischen Flotte, der die Aufgabe zukam, während des Marsches Nachschub und Versorgung im Feindesland zu gewährleisten.

 

16.) Leonidas, der spartanische König, zog mit einer Truppe an den Thermopylen-Paß, den einzigen Übergang über die Berge nach Südgriechenland, gelegen zwischen den Felshügeln und der Küste, um hier den Gegner abzufangen.
Und diese Truppe von ca. 300 handverlesenen und bestens ausgebildeten Spartiaten und einigen tausend anderen Soldaten stoppte tatsächlich für lange Zeit den Vormarsch der Perser, kämpfte bis zum letzten Mann. Die Thermopylen wurden gehalten. Erst nach zehrenden Kämpfen konnte Xerxes dieses Hindernis - und dann nur durch Verrat - überwinden.

Leonidas und seine Männer wurden niedergemacht, so daß der Weg ins Herz Griechenlands offenstand (noch heute erinnert ein Mahnmal an die mutige Verteidigung des Leonidas).
Herodot schrieb später: "Sie wehrten sich mit Schwertern, ja mit Händen und Zähnen."

 

17.) Bereits wenige Tage später standen die persischen Truppen vor Athen, der Stadt, die ihnen die schmähliche Niederlage bei Marathon zugefügt hatte. Xerxes, der persische Großkönig, dachte jetzt nur an Rache. Er fand jedoch eine leere, dem Feind offenstehende Stadt vor.
Themistokles hatte die gesamte Bevölkerung auf die neu gebauten Schiffe evakuiert. Xerxes ließ die gesamte Stadt total niederbrennen.

Daraufhin rüstete er seine neue Flotte: Die riesigen, schwer bewaffneten Kampfschiffe des Perserkönigs suchten die Entscheidung.
Jetzt war die Stunde des Themistokles gekommen: Er ließ durch einen geheimen Boten Xerxes die Nachricht zukommen, daß er mit ihm zusammenarbeiten wolle: Wenn er, Xerxes, die athenische Flotte zerstören wolle, müsse er in die Bucht von Salamis; dort liege diese vor Anker.
Xerxes ging darauf ein. Schon am nächsten Morgen gab er den Befehl, die Flotte in der Bucht von Salamis anzugreifen.
Die Insel Salamis liegt in der Nähe des griechischen Festlandes, fast direkt Athen gegenüber.
Der Großkönig ließ sich einen goldenen Thron an das erhöhte Ufer stellen, um jetzt, umgeben von seinen höchsten Offizieren, die Schlacht und den Untergang Athens genießen zu können.
Die griechische Flotte lag allerdings in einem, dem Festland zugewandten, schmalen Verbindungskanal, in dem das Wasser relativ flach war.
Die List des Themistokles schien zu wirken: In diesem engen und flachen Sund konnten die riesigen und schwerfälligen Schiffe der Perser weder ihre Schlagkraft entfalten, noch richtig operieren: Sie liefen auf Sandbänke auf, wurden von den kleinen und wendigen griechischen Trieren gerammt und versenkt.

Im Jahre 480 v.Chr. wurde Persien abermals vernichtend geschlagen. Unterdessen machte ein starkes spartanisches Heer die Landstreitkräfte der Perser nieder, die durch den Verlust der Flotte vom Nachschub abgeschnitten, ebenfalls ihre volle Kampfkraft nicht mehr entfalten konnten. Bei Platää wurden 479 v.Chr. die Reste der einst so stolzen Armee vernichtend geschlagen und nach Kleinasien zurückgedrängt.

Europa war dadurch vor dem Eindringen der asiatischen Macht gerettet.

(der Philosoph Xenophenes schrieb über die Schlacht bei Salamis: "Diese Dinge sollte man am Feuer erzählen in der winterlichen Jahreszeit, wenn man mit Muße nach dem Abendmahle auf der Liege ruht.")

 

18.) Es begann jedoch schon wieder innerhalb von Griechenland zu kriseln: Athener und Spartaner, zuvor noch im Kampf gegen die Perser vereint, begannen die alten Streitigkeiten erneut auszutragen.
Sparta befürchtete, daß Athen durch die beiden großen Siege über die Perser neben dem bereits vorhandenen kulturellen Übergewicht nun auch noch das militärische bekommen könnte.
Themistokles schien zu ahnen, was auf Athen in den nächsten Jahren zukommen würde und ließ die Stadt und den Hafen Piräus mit einer hohen starken Mauer einfassen, damit diese nicht gänzlich ungeschützt dem Gegner offenstehe.

 

19.) 2 Jahre nach dem Sieg bei Salamis (478 v.Chr.) hatten sich viele Städte Griechenlands sowie der griechischen Inseln der Ägäis mit Athen als Oberhaupt zum Schutz gegen Angriffe von außen, besonders von den Persern, zum Attisch-Delischen Seebund zusammengeschlossen.
Dieses Bündnis wurde von Aristides, der aus der Verbannung durch das Scherbengericht zurückgekehrt war, verwaltet.
Themistokles hingegen war nun den Athenern zu stark geworden, so daß sie ihn aus Sorge, er könne eine neue Thyrannis begründen, in die Verbannung schickten. (Themistokles starb vereinsamt am Hofe seines großen Gegners, des persischen Großkönigs.)

 

20.) Die Macht Athens wuchs von Jahr zu Jahr.

In Athen gewann nun ein Mann immer mehr an Bedeutung, der das politische Gefüge in Griechenland schwer erschüttern sollte. Er war Athener von Geburt und stammte aus einer der vornehmsten Familien der Stadt: Perikles, der Mann, unter dem Athen seine größte Blüte erreichen sollte.
Perikles stattete Athen mit großzügigen Neubauten aus (Der Brand, den die Perser 480 gelegt hatten, ermöglichte das.), so daß Athen die prächtigste Stadt Hellas' wurde:
Die Akropolis, die alte Stadtburg, wurde zu einem Götterberg umgewandelt und prächtig ausgestattet. Das auffälligste Gebäude auf der Akropolis ist der Parthenon, der der Jungfrau Athena Parthenos geweihte Tempel, der als Schatzkammer für den Attisch-Delischen Seebund diente. (Seine Stilelemente schmücken bis heute öffentliche und staatliche Gebäude.) Er gilt als dorischer Tempel von unerreichter Präzision und wurde von einem wahrhaft genialen Team geschaffen: Der Staatsman Perikles gab den Auftrag, einer der größten Bildhauer aller Zeiten, Phidias, hatte die Oberaufsicht, Architekten waren die bekannten Künstler Iktinos und Kallikrates.

Perikles förderte KUNST; WISSENSCHAFTEN und SPORT. Die ersten namhaften Geschichtsschreiber begannen in dieser Zeit, ihre Werke zu verfassen.
Perikles sorgte durch Diäteneinführung dafür, daß sich auch Angehörige der unteren Klassen der Politik widmen konnten (der Verdienstausfall wird ausgeglichen!). Es gab nun Sitzungsgeld für das Richteramt, regelmäßige Entschädigungen für Hopliten und Ruderer sowie für Ratsmitglieder.

Keine Bevorteilung der Reichen mehr; Herstellung von politischer Gleichheit!

Alles wurde in Athen auf dem ein und denselben Platz gehandelt. Ein griechischer Dichter beschrieb die Agora (Marktplatz und politisches Zentrum zugleich) folgendermaßen: "Feigen, Beistandszeugen, Trauben, Rüben, Birnen, Äpfel, Tatzeugen, Rosen, Mispeln, Hafergrütze, Honigwaben, Kichererbsen, Zivilklagen....,Lämmer, Wasseruhren, Gesetze, Anklageschriften".

Woher aber nahm Perikles das Geld für diese Maßnahmen, der athenische Staatsschatz war schließlich durch die gewaltigen Kriegsausgaben während der Perserkriege praktisch leer?

Die Stadt Athen erpresste immer neue und immer höhere Steuern von den Verbündeten aus dem Attisch-Delischen Seebund, die längst keine Verbündeten, sondern Untertanen Athens geworden waren.
Wer aus diesem Bündnis ausscheiden wollte, wurde mit massiver Waffengewalt zum Verbleib gezwungen. Jeder mußte damit rechnen, daß er wegen einer noch so kleinen Verfehlung gegenüber dem Bündnis vom Erdboden ausradiert würde.

Die Verbitterung der nicht athenischen Bevölkerung wuchs!

Die Athener jedoch liebten und verehrten ihren Gönner Perikles und dieser wußte seine Leute zu nehmen: Philosophieschulen sprossen aus dem Boden, zur Unterhaltung und Bildung des lernbegierigen Atheners.

21.) Athen war Sparta schon seit langem zu mächtig geworden. Der Neid wuchs und Sparta griff zu den Waffen:

In den Jahren 431 bis 404 v.Chr. entbrannte ein schrecklicher Krieg unter den vor gar nicht langer Zeit verbündeten griechischen Städte unter der Führung Athens auf der einen und der Spartas auf der anderen Seite: der Peleponnesische Krieg.
Perikles führte das athenische Heer mit Umsicht und Weitsicht, aber jetzt sahen viele der unterdrückten Verbündeten des Attisch-Delischen Seebundes, dessen Macht und Schatzkammer Athen zunehmend für seine imperialen Interessen genutzt hatte, obwohl dieser Bund zum Wohle aller Mitgliedsstaaten gegründet worden war, ihre Chance und fielen von Athen ab.
Dazu brach in der Stadt eine geheimnisvolle Epidemie aus, der unter vielen anderen im Jahre 430 v.Chr. auch Perikles zum Opfer fiel (vermutl. Lungenpest oder Ebola). Hinzu kam, daß Sparta vom alten Feind Persien Geld erhielt. So wurde Athens riesige Flotte zerstört und seine Macht in verheerenden Schlachten gebrochen. Im Jahr 404 v.Chr. wurde Athen von Sparta erorbert: Sparta ließ die Mauern des Themistokles einreißen und errichtete eine Zwangsherrschaft.

Eine der schillerndsten Figuren dieses Krieges war der oben bereits erwähnte Alkibiades: Er stammte aus der Familie des Perikles, war klug, eloquent und durch die Schule des Sokrates gegangen. Aber er war gleichzeitig ein Genießer, ein Verächter der Götter und der Ordnung und ein großer Egoist. Er übernahm nach Perikles Tod die Führung der athenischen Armee, wurde aber alsbald wegen Götterfrevels, da er betrunken einige Götterbilder umgestoßen hatte, aus Athen verbannt.
Er ging zu den Spartanern über, konnte sich aber auch dort nicht halten, so daß er schließlich auf Wunsch des Volkes nach Athen zurückkehrte: Von dort aus schickte er das berühmt gewordene Expeditionskorps nach Sizilien, um dort die spartanischen Kolonien zu zerstören, ging aber vor Abschluß des Unternehmens wieder zu den Spartanern über, verriet seinen eigenen Plan und wurde schlußendlich ermordet.

Der lachende Dritte im peleponnesischen Krieges war der persische Großkönig, der die Spartaner durch die finanzielle Unterstützung in immer größere Abhängigkeit brachte. Er sah nun erneut seine Chance, die attische Küste Kleinasiens zu besetzen und seinem Reich einzugliedern.

 

22.) Lange währte dieser Zustand der Labilität und instabilen Verhältnisse in Griechenland allerdings nicht: Denn jetzt schaltete sich ein Mann in die griechische Geschicke ein, der von den Griechen selbst als Barbar nie ernst genommen worden war, König Philipp II.von Makedonien. Er selbst fühlte sich als Hellene.
Er verstand sein Bauern- und Jägervolk, das noch nicht durch eine überhöhte Kultur verweichlicht war und deshalb allgemein als primitiv und unterentwickelt und daher als ungefährlich galt, durch eine geschickte Neuorganisation seiner heruntergekommenen Armee an die Spitze zu bringen.
(Er organisierte die Fußkämpfer in Phalanxen, disziplinierte Angriffstrupps, ausgerüstet mit 5 m langen Speeren [sarissae]; belagerte Städte wurden nicht mehr ausgehungert, sondern durch Belagerungsmaschinen zerstört; er wandte eine neuartige "schiefe Schlachtordnung" an; er hatte eine Adelsreiterei, genannt Hetairen [Gefährten], als Elitetruppe).

Philipp war einer der brillantesten Generäle seiner Zeit. Er festigte das Königreich Makedonien und mehrte dessen Reichtum und Ansehen durch Erorberungen, Handel und Diplomatie.

Er erkannte die Gefahr, die aus dem Osten erneut auf Griechenland zukam und wußte, daß nur ein einiges Griechenland sich gegen diesen Feind wehren könnte.
Aber die Griechen dachten nicht so wie er. In harten Kämpfen (z.B. bei Chaironeia) mußte er erst die Griechen überwinden und dann zu einem Vertrag mit ihm zwingen: Er gliederte die Griechenstädte nicht seinem maked. Reich ein, verlangte von ihnen aber auf einer Versammlung aller griechischen Staaten in Korinth, untereinander Frieden zu halten und einen Panhellenischen Bund mit ihm in der Form einzugehen, daß jeder Staat mit ihm verbündet und alle ihn als Hegemon anerkennen sollten ( Korinthischer Bund 337 v.Chr.).

Erst jetzt konnte Philipp an sein großes Werk gehen, Persien zu erobern: Die Rüstung lief schon auf vollen Touren, ein panhellenisches Heer war bereits aufgestellt, als Philipp im Jahre 336 v.Chr. im Alter von 46 Jahren von seinem Leibwächter ermordet wurde.

Sofort fielen sämtliche griechischen Städte wieder von ihm ab, denn von seinem noch minderjährigen Sohn Alexander schien keine Gefahr für sie auszugehen. Dazu hieß es, Alexander sei auf einem Kriegszug in den nördl. Teilen des Balkans ums Leben gekommen.

 

23.) Wer aber war dieser Alexander, der als der Große in die Geschichte eingehen sollte? Er wurde am 20. Juli 356 v.Chr. in Pella, der Hauptstadt Makedoniens, geboren und kam, als Sohn Philipps II., aus edlem Geschlecht, seine Ahnen hatten schon seit eh und je den Thron Makedoniens inne.
Er war nicht viel größer als 1,50 m, also auffällig klein und gedrungen. Er war berühmt für sein gutes Aussehen, hatte langes lockiges Haar, helle Haut, "und das Weiße ging an der Brust und besonders im Gesicht ins Rötliche über", schrieb Plutarch.

Alexander hielt den Kopf leicht nach links geneigt und hatte einen "schwimmenden Blick". (Nach Meinung heutiger Mediziner legt dies nahe, daß er an einen seltenen Augenkrankheit, dem Jaensch-Brown-Syndrom, litt.)
Sein Lehrer war Aristoteles, ein Schüler Platons und großer Philosoph. Alexanders Vorbild war Archilleus, der Held des trojanischen Krieges, sein liebstes Buch war Homers Ilias, das er fast auswendig konnte.
Er war von unbändiger Tatkraft, dabei aber auch von großer Umsicht und Ruhe. Seine Umgebung und Untergebenen hatte er jederzeit fest im Griff.

Dieser junge, aber schon so königliche Mann, wollte sich jetzt daran machen, einen panhellenischen Rachefeldzug gegen das riesige Perserreich zu machen, um dieses zu vernichten und Griechenland endlich von der großen Angst vor dem übermächtigen Feind aus dem Osten zu befreien.
Auch die griechischen Stadtstaaten sahen ein, daß sie nur unter diesem starken Führer gegen Persien ziehen konnten: Sie schlossen sich Alexanders Heer an.

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Schon kurz nach der Überquerung des Hellespont wurden die Griechen im Jahre 334 v.Chr.in eine Schlacht an dem kleinen Gebirgsfluß Granikos, nordöstl. von Troja, verwickelt.
Er mußte sich dort mit seiner Armee von etwa 6.000 Kavalleristen und 43.000 Fußsoldaten gegen eine am gegenüber liegenden Ufer auf einer Hügelkette stehenden persischen Armee aus 15.000 Kavalleristen und 16.000 Fußsoldaten bewähren. Dabei wäre Alexander in seinem jugendlichen Übermut und Kampfeseifer beinahe erschlagen worden, wenn ihn nicht der Reiteroberst Kleithos aus dem Haufen der Feinde freigekämpft hätte.
Die Schlacht selbst ging zu Gunsten der Griechen aus.

Nun führte er den Zug an der kleinasiatischen Küste (Ephesos, Magnesia, Priene) entlang. Alle griechischen Städte wurden von den Persern befreit und die persischen Statthalter, sog. Satrapen, vertrieben.
Neben kleinen Scharmützeln blieb aber die große Entscheidungsschlacht aus.
Erst an der taurischen Pforte bei Issos trafen die beiden riesigen Heere (50.000 Griechen gegen 70.000 Perser) im Jahre 333 v.Chr. aufeinander.

Dareios III., der persische Großkönig, hatte sein Heer mit den gefürchteten Sichelwagen ausgerüstet.
Aber Alexander führte seine Griechen an den Persern vorbei und griff sie von hinten und an der Flanke an: Die Kriegsmaschinerie der Perser konnte nicht so schnell neu aufgestellt werden, der Sieg gehörte erneut den Griechen.
Dareios flüchtete ins Landesinnere, von dem nur 23jährigen Alexander in die Flucht geschlagen. Zudem mußte Dareios seine Familie, sein Gefolge, den Troß sowie das Gepäck im Lager zurücklassen, so daß die Makedonier eine reiche Beute hatten.

Alexander zog ihm nicht, wie erwartet, nach, sondern wandte sich nach Süden an der Küste des Mittelmeers entlang, wo sich ihm die mit Persien verbündeten Städte nacheinander ergaben. Auch eroberte er Tyros, 1 km vom Festland entfernt auf einer Insel gelegen und ein aufgrund seiner Seemacht strategisch wichtiger Ort, indem er eine technische Spezialeinheit einen Damm zur Insel aufschütten ließ (die Eroberung der Stadt dauerte dennoch 7 Monate): In Tyros wurden 7.000 sofort hingemetzelt, 2.000 junge Männer gekreuzigt und 30.000 in die Sklaverei verkauft. Darauf bezwang er Jerusalem, das unter persischer Herrschaft stand und zog bis nach Ägypten.

Dort vollzog sich in dem jungen Kämpfer ein Wandel: In Ägypten wurde er mit großem Jubel empfangen, da er das seit beinahe 200 Jahren unwillig Persien untergebene Land befreite. In der ägyptischen Hauptstadt Memphis wurde Alexander als Pharao anerkannt, als Herrscher über diese große Kultur, mehr noch, als Sohn des höchsten Gottes Ammon.
Von diesem Tag an wuchs seine Überheblichkeit, er entwickelte sich nach und nach zu einem orientalischen Fürsten, der niemanden neben sich duldete. In Ägypten gründete er in der Nilmündung die erste einer Vielzahl von Städten mit dem Namen Alexandria (damals und heute noch eine kosmopolitische Hafenstadt).

Nach der Schlacht von Issos hatte Dareios zwei Briefe an Alexander geschickt und ihm Land sowie die Heirat mit seiner Tochter im Gegenzug für den Frieden angeboten; beide Briefe wurden von Alexander abgelehnt, so daß Dareios nichts anderes übrig blieb, als sich auf den entscheidenen Krieg vorzubereiten und sein Heer aufzurüsten.

Von Ägypten wandte er sich wieder nach Persien: In Eilmärschen stürmte er nach Norden, stieß blitzartig ins Innere Persiens, bis sich ihm am 1. Oktober 331 v.Chr. in Gaugamela, nördl. des heutigen Bagdad, Dareios abermals zum Kampf stellte. Dareios wurde erneut geschlagen und konnte sich selbst nur noch mit knapper Not vor der Gefangennahme retten.

Alexander setzte sofort zur Verfolgung des Großkönigs nach, erhielt aber mitten auf dem Marsch die Nachricht, Dareios III. sei von dem Satrapen Bessos ermordet worden. Kurz darauf erreichte er den persischen Troß: Einen von zwei verwundeten Ochsen gezogenen Wagen, in dem Dareios angekettet und verwundet lag und wenig später starb.
Alexander gewährte Dareios ein ehrenvolles Begräbnis in dessen Hauptstadt.

Nun stand Alexander der Weg nach Persepolis, der zeremoniellen Landeshauptstadt, offen: Im Januar 330 v.Chr. übergab er die Stadt seinen Soldaten. Die Kunstschätze wurden geplündert, die erwachsenen Männer getötet, die Paläste zerstört.
Er ließ die Stadt niederbrennen und dem Erdboden gleichmachen.
Er hatte hiermit die heiligste Stadt der Perser in seiner Hand und zudem deren Schatz von 100.000 Talenten in Gold (heute: Milliarden von Mark). Damit hatte er Rache an den Persern genommen und war nun Herrscher Asiens.
Aber damit gab sich Alexander nicht zufrieden: Er drang weiter ins Landesinnere vor, wollte die fremde und geheimnisvolle Welt erforschen, ihre Grenzen erreichen.
Er durchforschte (auch mit Hilfe seiner Wissenschaftler) Zentralasien bis zur Höhe des Pamir, gründete neue Städte auf seinen Namen, in denen er Griechen ansiedelte und adlige gefangene persische Männer als Verwalter ausbilden und einsetzen ließ.

Trotzdem, daß er bereits unumschränkter Herrscher der damalig bekannten Welt war, konzentrierte er sich weiter auf neue Eroberungen in Asien, sowie auf den rebellischen Bessos.

Die Verfolgung von Bessos dauerte ein ganzes Jahr und führte Alexander in die wilden nördlichen Randgebiete des persischen Reiches. Auf dem Weg von den schneebedeckten Pässen des Hindukusch nach Norden über den Oxos in die Ebenen von Sogdiane starben viele seiner Männer an Erfrierungen, Höhenkrankheit oder Hitze.
Im Sommer des Jahres 329 v.Chr. wurde Bessos von seinen eigenen verängstigten Verbündeten gefangengenommen und an Alexander ausgeliefert.
Dieser befahl, ihn nackt an einen Pfosten neben die Straße zu binden. Schließlich verstümmelte und zerstückelte man ihn.
So wollte Alexander seinen neuen persischen Verbündeten zeigen, daß er Dareios auf gerechte Weise gerächt habe.
Natürlich bedeutete das zugleich, daß nun Alexander der rechtmäßige Herrscher Asiens war.

Auf dem Weg zum Indischen Ozean, den er unbedingt erreichen wollte, hatte er im Jahre 327 v.Chr. ein großes Hindernis zu überwinden: Von seinem Wunsch beseelt, das Ende der Welt zu finden, erreichte er mit einem Heer von ca. 75.000 Soldaten, darunter allerdings nur noch 15.000 Makedonier,einen großen Fluß, den Hydaspes (heute Dschelam) und bereitete sich auf das Zusammentreffen mit einem der gefährlichsten Gegner seiner militärischen Laufbahn vor: Poros.
Dieser etwa 2 m große Mann war der Herrscher über ein weitläufiges Gebiet im Pandschap. Auf der anderen Seite des Flusses hatte dieser seine 50.000 Fußsoldaten und Reiter sowie eine Waffe , die noch kein Grieche je vorher gesehen hatte, und von der die Perser nur mit Angst berichteten, Kriegselefanten, aufgestellt. "Er (Poros) selbst ritt auf einem Elefanten, der die übrigen Ungeheuer noch überragte, gold- und silberverzierte Waffen schmückten seinen Körper, der von seltener Größe war."
In dieser Verteidigungsposition erwartete er Alexander.
Alexander hingegen ließ unter den aufmerksamen Blicken seines Gegners, entschlossen so viel Verwirrung wie möglich zu stiften, seine Männer auf der Uferböschung exerzieren, als bereite er sich auf den Angriff vor. Lagerfeuer wurden angezündet, alles sah so aus, als stünden die Makedonier kurz vor dem entscheidenden Losschlagen.
Poros hatte schließlich genug von all dem falschen Alarm und zog seine Nachtwachen ab. Da sah Alexander seine Chance gekommen: Späher hatten 27 km flußaufwärts eine bewaldete Insel ausgemacht, die die Sicht auf den Fluß verdeckte - eine ideale Stelle zum Übersetzen.
Im Schutz der Nacht ließ Alexander seine Streitkräfte den Fluß überqueren und erschien im Morgengrauen vor Poros.
Ein Teil seiner Kavalleristen hatte er verborgen, die übrigen führte er zum Angriff, da er darauf setzte, daß Poros seine Truppen in einen Kampf führen würde, der ihm wie ein leichtes Spiel vorkommen mußte.
Poros biß an: Da stürmte die Kavallerie vor und die anderen Kontingente schlossen sich Alexander an.
Inmitten trompetender Elefanten umzingelten die Makedonier nun den verwundeten Poros, der dabei war, sich auf seinem Kriegselefanten zurückzuziehen und nahmen ihn kurzerhand gefangen.
Auf die Frage Alexanders an Poros, wie dieser behandelt zu werden wünsche, antwortete Poros: "Wie ein König".
Solche Worte verstand Alexander und er setzte Poros, unter der Bedingung, daß er ihm treu ergeben bliebe, wieder in sein Königreich ein.

Alexanders Zug zur Überheblichkeit, der sich schon in Ägypten gezeigt hatte, drang jetzt immer mehr nach außen: Er umgab sich mit dem Pomp der persischen Großkönige, verlangte von seinen alten Kriegskameraden Proskynese: Durch einen Fußfall mußten sie sich nun vor Alexander erniedrigen und ihn dann küssen. Bei den Griechen war diese Form der Anbetung den Göttern vorbehalten, die Perser jedoch huldigten auf diese Weise ihrem König. (Es war zwar durchaus pragmatisch, sich dem persischen Geschmack anzupassen, da Alexander die Loyalität und Kriegsstärke der Perser für künftige Feldzüge benötigte, doch kamen solche übertriebenen Bräuche ganz sicher aus seiner Überzeugung von seiner göttlichen Abstammung).
"Es wurde für ihn Myrrhe und anderes Räucherwerk angezündet. Andächtiges Schweigen und Stille hielten alle Anwesenden aus Furcht im Banne."
"Er war unerträglich und mordlustig. Es schien nämlich, daß er zur Raserei neigte", so der Schriftsteller Ephippus.
Er war jähzornig und unberechenbar, litt unter Verfolgungswahn. Hinzukam, daß er ein schwerer Trinker war: Er erschlug während eines Gelages wegen eines nichtigen Anlasses den Reiteroberst Kleithos, der ihm zu Anfang des Feldzuges am Granikos das Leben gerettet hatte.

Alexander hatte die Bereitschaft seiner Leute, ihm zu folgen, überschätzt: Es kam zu Meutereien, die Griechen wollten endlich nach Hause.
Das Ziel, Persien zu zerstören, war längst erreicht; es gab keinen Grund für einen weiteren Vormarsch mehr.
Alexander konnte nicht umhin, den Vormarsch abzubrechen, um nach Kleinasien zurückzukehren.

An einer Stelle nördl. des heutigen Karatschi teilte Alexander seine Truppen: Einige segelten unter dem Befehl seines Jugendfreundes Nearchos, auf der Flotte, die dem Heerszug an den Küsten gefolgt war, vom Indischen Ozean zum Persischen Golf. Die anderen führte er selbst durch die Wüste Gedrosien, zwischen dem heutigen Pakistan und dem Iran nach Susa, der Winterhauptstadt des persischen Reiches: Es gab nur wenig zu essen, kein Futter für die Tiere, das Wasser war knapp oder ungenießbar, so daß Alexanders Männer und ihr Gefolge am Wegesrand starben.
Dieser Rückzug wurde zum teuersten Feldzug, den Alexander jemals unternommen hatte: Vielleicht 85.000 Männer einschl. Troß zogen in die Wüste - nur 25.000 überlebten sie. (Während dieses Rückzugs ereignete sich jene Episode, die Historiker der Antike als eine der edelsten Taten Alexanders ansahen: Ein Spähtrupp hatte ein Rinnsal von leicht salzigem Wasser gefunden und ihrem König ein wenig davon in einem Helm gebracht. Alexander "nahm es, lobte das Geschenk und goß es dann vor aller Augen aus", schrieb Arrian. Er wollte nicht trinken, wenn nicht auch seine Männer zu trinken hatten.)

Alexander wünschte zur Befriedung seiner Griechen mit den Persern und zum sicheren Erhalt seines Einflußbereiches eine enge Verbindung von Griechen und Persern: Im Jahr 324 v.Chr. empfing er etwa 30.000 junge persische Adelige in Susa, die man auf seinen Befehl hin im Griechischen unterrichtet und in makedonischer Kriegskunst unterwiesen hatte.
Er nannte sie "Diadochen" - die Nachfolger.
Sie sollten ggf. seinen alternden inneren Führungskreis ersetzen.
Im selben Jahr inszenierte Alexander für sich und mehr als 80 makedonische Offiziere eine Massenhochzeit mit adeligen Perserinnen. Er selbst nahm gleich zwei Ehefrauen - eine war eine Tochter des Dareios.
Nunmehr war Persien, nicht mehr Griechenland, die Basis seiner Unternehmungen. (Trotz des Rückschlags am Hyphasis plante er mit unvermindertem Ehrgeiz, Arabien zu erobern; deshalb machte er sich im Jahr 323 v. Chr., trotz stark angeschlagener Gesundheit - er hatte sich in Indien eine schlimme Brustverletzung zugezogen - auf den Weg nach Babylon, um die Expedition nach Arabien vorzubereiten).

Bei einem Bankett am 29. Mai im Jahr 323 v.Chr. überkam ihn ein Schmerz im Unterleib und er zog sich in sein Quartier zurück.
Im Laufe der folgenden beiden Wochen plagten ihn immer wieder Fieberanfälle. Obwohl er in der Lage war, den Göttern zu opfern und zeitweilig seinen Regierungsgeschäften nachzugehen, verließ er das Bett nicht mehr.
Seine Soldaten, entsetzt über das Gerücht, daß er bereits tot sei, bestanden darauf, ihn mit eigenen Augen zu sehen: "Die meisten freilich drängte es aus Trauer und Sehnsucht nach ihrem König zu ihm", schrieb Ariann."So lag er denn wortlos da, während das ganze Heer an ihm vorbeizog und grüßte sie alle, Mann für Mann, indem er mühsam den Kopf hob und mit den Augen Zeichen gab."

Kurze Zeit später, am 10. Juni 323 v.Chr., starb Alexander der Große im jugendlichen Alter von nur 32 Jahren. Die moderne Medizin schreibt seinen Tod entweder dem Alkohol, der Malaria oder einem Magendurchbruch zu. Kürzlich wurde auch die Möglichkeit erwogen, daß ein seltenes Symptom beim Typhusfieber, eine ansteigende Lähmung, die Todesursache gewesen sein könnte.

 

24.) Der Zerfall des Alexanderreiches:

Nach Alexanders Tod kam der Streit um das Reich unter seinen Feldherren und Helfern auf:
Sie waren nun seine Nachfolger (Diadochen)!
- Manche versuchten als Träger der Reichsidee das Reich ungeteilt seinem Sohn zu erhalten
- Andere vertraten Sonderinteressen der Länder, die ihnen noch von Alexander selbst anvertraut worden waren; sie wollten sich selbständig machen, strebten die Autonomie an!

Es entbrannten wilde Kämpfe zwischen großen Persönlichkeiten, wobei Alexanders Familie gänzlich ausgerottet wurde und viele seiner Feldherren fielen.
So z.B. auch der 80jährige Antigonos in der Schlacht von Ipsos in Phrygrien im Jahre 301, der der stärkste Vertreter des Einheitsgedankens war.

DIE AUFLÖSUNG DES ALEXANDERREICHES WAR NUN UNAUFHALTBAR GEWORDEN!

3 Nachfolgestaaten entstanden auf den Trümmern des ehemaligen Alexanderreiches:

  1. Der größte Nachfolgestaat war das von Alexanders Marschall Seleukos begründete Reich der Seleukiden (von 305 - 63 v.Chr.) mit der Hauptstadt Antiochia; es umfaßte Syrien, Babylonien und Persien.

  2. In Ägypten (wohin auch Alexanders Leichnam gebracht worden war) regierten die Ptolemäer (305 - 30), die Nachkommen seines Feldherrn Ptolemäus.

  3. In Makedonien herrschten die Antigoniden (277 - 168), die Nachkommen des Antigonos.
    In Griechenland hingegen schlossen sich die mittelgriechischen Stämme zum Ätolischen Bund, die peleponnesischen Gebiete zum Archäischen Bund zusammen; Athen und Sparta standen für sich allein!
    In allen Diadochenreichen regierte ein König als absoluter Herrscher, der sich bemühte die Kräfte seines Landes straff zusammenzuhalten.
    Ein Dienstadel von hohen Beamten und Offizieren makedonischer Herkunft, wie er selbst, umgab ihn (Þ prächtiges Hofleben); nicht mehr der Bürger, wie in der alten Polis, sondern ein besoldetes Beamtentum übte die Verwaltung aus, die Verteidigung wurde Söldnerheeren anvertraut.

zu 1.)

das Seleukidenreich hatte wegen seiner Ausdehnung von der östl. Mittelmeerküste bis zur indischen Grenze und wegen der Verschiedenheit seiner Bewohner (Herkunft, Sprache, Glaube, Sitte) große Schwierigkeiten:

Die Absplitterung kleinerer Staaten war die Folge:
- am Südrand des Schwarzen Meeres entstand das Königreich Pontus
- die Herren von Pergamon strebten nach Selbständigkeit
- am Kaspischen Meer begründeten die Parther ein neues Reich

Ein Einfall wilder Keltenscharen nach Kleinasien und die Bildung eines keltischen Kriegerstaates der Galater (Galaterreich ab 279) kamen erschwerend hinzu.

Die Seleukiden versuchten sich durch Gründung hunderter Griechenstädte vom vorderen Kleinasien bis nach Turan und Indien Stützpunkte ihrer Macht zu schaffen!

zu 2.)

Am besten war Ägypten (unter den Ptolemäern) organisiert, das schon unter den Pharaonen einen ausgezeichneten Verwaltungsapparat besessen hatte:

zu 3.)

Die Lage der Antigoniden war am schwierigsten (trotz der Kleinheit und einheitlichen Zusammensetzung des alten Stammlandes Makedonien):

 

Westgriechen im Kampf gegen Italiker und Karthager:

 

Die hellenistische Kultur:

 

Ostwanderung der Griechen und Gemeinsprache als Grundlagen des Hellenismus:

- Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein Bevölkerungsüberschuß auf dem griech. Mutterland, hervorgerufen durch die starke Begrenztheit des Gebietes

Dadurch sahen sich die Griechen zu einer Wanderung in die neuen hellenistischen Reiche des Ostens gezwungen, in denen Techniker und Kaufleute, Soldaten und Verwaltungsbeamte,Wissenschaftler und Künstler im Dienste der aus maked. Adel stammenden Könige und deren Nachkommen Brot und Heimat fanden.

Die Voraussetzung für die Organisation und Entwicklung der neuen Reiche war gegeben!
In Folge der Vermischung fast aller griech. Stämme schliffen sich hier im Osten auch die Dialektunterschiede ab: Es bildete sich eine Umgangssprache, die sogenannte koine heraus, die sich besonders aus attischen und ionischen Elementen aufbaute.
überall in den Kanzleien, im Handel und Heere wurde die neue Sprache gebraucht (selbst die Juden übersetzten ihre hl. Schriften in diese Sprache)

durch Vermischung der Griechen und die neue Umgangssprache kam es zu(m):

 

Philosophie zur Lebensweisheit:

sie gibt dem Menschen praktische Verhaltensmaßregeln für dessen Leben

sie gibt ihm Halt, da er in keiner festen sittlichen Überlieferung mehr Halt finden kann (kein Ideal d. griech. Polis war mehr zu verwirklichen)

 

Neue religiöse Strömungen:

 

- die hohen Weisheiten der Philosophen eigneten sich zwar für die Gebildeten, waren dem einfachen Menschen aber nicht zugänglich; man suchte daher Halt im Leben und Hoffnung auf ein besseres Jenseits auf andere Weise zu finden.

Die (hellenistischen Umbildungen der) Religionen des Orients boten sich an: strenge und oft unverständliche Rituale, die gerade deshalb interessant erschienen, lockten viele Menschen an! Oft kam es auch zur Anbetung von von alten und neuen Kultgenossenschaften gepriesenen neuen Gottheiten

So verbreitete sich bspw. von Ägypten aus der Kult des Sarapis, den der erste Ptolemäer aus einer Verschmelzung der altägyptischen Götter Osiris-Apis umgeschaffen hatte; er war der Gott der Fruchtbarkeit und zugleich der geheimnisvollen Unterwelt, in der die Seelen weiterleben.
Auch seine Gemahlin, die Göttin Isis, fand viele Anhänger namentlich unter den Frauen.
In Syrien war schon seit Jahrtausenden die große Göttermutter verehrt worden; nun trat sie unter dem Namen der Kybele ihren Siegeszug in das Abendland an. Aus Epidauros stammte die Verehrung des Asklepios, der allerlei Krankheiten heilte, so daß die dankbaren Gläubigen oft Nachbildungen von Körperteilen, aus denen die Krankheit verschwunden war, als Weihegaben in seinen Heiligtümern niederlegten. Eine neue Göttin war auch Tyche, die das Schicksal zum Guten oder Bösen wandte und nun um Gnade angefleht wurde.

viele glaubten auch Rat in den Sternen oder Träumen zu finden, die sie sich durch orientalische Priester deuten ließen (der Aberglaube war zur damaligen Zeit groß)
Aufschwung der Astrologie, Horoskope

 

Wissenschaften und Technik:

Athen - Stadt der Philosophen

Alexandria - Stadt der Wissenschaften

[bes. Mathematik (Euklid, Archimedes), Astronomie (Aristarch), Geographie, Geschichte (Eratosthenes), Medizin bzw. Anatomie (Sektion gestattet!), Chirurgie, Philologie erlebten einen Aufschwung]

 

Baukunst:

neue Städte im Osten brauchten Rathäuser, Theater, öffentl. Hallen, Tempel
meist feste Systeme sich rechtwinklig schneidender Straßen wurden angelegt
Ausstattung mit hygienischen Einrichtungen, wie Wasserleitung und Schleusen etc. fand statt

Die Baukunst hatte demzufolge in dieser Zeit große Aufgaben zu verrichten. Die Blüte von Kultur und Wissenschaft hielt zwar an, aber politisch war von den Griechen nichts mehr zu erwarten. Dafür wuchs im Westen ein neues Volk heran, das die Herrschaft in weiten Teilen des Mittelmeerreiches übernehmen sollte:

DIE RÖMER.

 

Quellen:


April/Mai 2002
Ralf Eschbach

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