Römische Baukunst, Malerei und Plastik
im Zeitalter der Renaissance

Die Renaissance

1420-1490Frührenaissance
1490-1520/30Hochrenaissance
1530-1580/90Spätrenaissance

Der Name dieser Epoche leitet sich von renascita ab, das im Deutschen Wiedergeburt heißt. Die Wiedergeburt des römisch-antiken Geistes.

Allgemeine Merkmale der Renaissance:

Architektur, Malerei und Plastik sind nicht mehr in das System der Kathedrale eingebunden, sondern es entstehen isolierte Einzelwerke, die auch dem Privatgebrauch dienen. Dadurch emanzipieren sich die Tafelgemälde, die sich in privaten Haushalten wiederfinden.
Die Darstellungsform wandelt sich, sie wird realistisch, tatsächlich, naturnahe und lebendig.
Die Mythologie der Antike lebt auf und somit werden die Gottheiten dieser Epoche wieder als darstellungswürdig angesehen.
Nicht nur die Sagenwelt der Antike lebte in der Epoche der Wiedergeburt auf, auch die Architektur wand sich der Antike zu. Antike Säulenordnung und die römische Wandgliederung wurden in der Renaissance wieder aufgegriffen. Die wichtigste Grundlage der Baukunst war das Traktat "de architectura" von Vitruv.

Die Hochrenaissance

Ab 1490 verlagert sich der Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens nach Rom und andere Städte wie z.B. Mailand und Venedig.
Die Hauptkünstler dieser Periode sind Leonardo da Vinci (1452-1519 "uomo universale"), Michelangelo (1475-1564) und Raffael (1483-1520).
Maß, Zahl, Ordnung und gleichmäßige geometrische Formen schaffen Ausgewogenheit, die für Künstler die unentbehrlich sind. Auch der "goldene Schnitt" bringt diese Ruhe ins Bild, die gefordert wird. In der Malerei steht die Nachahmung der Natur als geistige Durchdringung des Naturvorbildes im Vordergrund. Die Meister fordern von ihren Werken Schönheit Beseeltheit und Ebenmaß und eine starke lebendige Idealisierung fern von Naturalismus.

Die Architektur

Der ideale Grundriß der Baukunst ist, der Kreis ein Beispiel hierfür ist die Kirche Tempietto, die Bramante 1508 konstruierte. Auch der Zentralbau spielt eine sehr wichtige Rolle insbesondere beim Sakralbau. Für die Architekten dieser Zeit bildet er eine Vollkommenheit und ein Ideal. Dies sieht man z.B. an der S. Maria della Consolazione zu Todi, die ebenfalls 1508 fertiggestellt wurde. Dem Zentralbau standen liturgische Gründe und die Tradition des Langhausbaues, zur vollkommen Durchsetzung, entgegen. Dieser Konflikt kann an der Peterskirche nachvollzogen werden. Diese war von Bramante zuerst als Zentralbau konzipiert, wurde dann jedoch im Langhausbau vollendet.
Für die Zeit der Hochrenaissance ist der Doppelpilaster (Doppelsäule) charakteristisch. Diese Doppelsäule wurde sehr oft als Stockwerkgliederung einer Palastfassade verwendet, wie z.B. beim Palazzo Vidoni-Caffarelli Von Raffael in Rom. Die Fassaden der Kirchengebäude hingegen hielten die Baukünstler flach und gliederten sie mit nur wenigen Pilaster. Außerdem arbeiteten die Architekten mit dem aus der Frührenaissance stammenden zweigeschossigen Fassadenschema von Alberti.
Michelangelo ist ein wichtiger Künstler dieser Epoche in Rom, nicht nur als Maler, sondern auch als Architekt. Dieses "Universal Genie" konzipierte sowohl das Mittelteil des Palazzo Farnese als auch die Kuppel des Petersdoms in Rom. Auch andere Bauwerke wurden von Michelangelo mitentwickelt.

Der Petersdom

Die Peterskirche ist eine in der Vatikanstadt gelegene Grabkirche des Apostel Petrus. Sie dient als Hauptkirche des Papstes. Der Petersdom weist eine 100-jährige wechselvolle Baugeschichte auf. Im Jahre 1452 wurde der Dom unter Papst Nikolaus als Zentralbau begonnen. Fünf verschiedene Architekten arbeiteten die Jahre über an der Peterskirche des Vatikans Bramante, Raffael, Sangall, Michelangelo und Maderna. Im Jahre 1600 wurde der Zentralbau von Bramante verworfen, es wurden zwei Joche im Westen konstruiert, so daß der Grundriß ein lateinisches Kreuz ergab. 1626 errichtete Maderna die Fassade zum Petersplatz hin.

Die Tempietto

Die Tempietto wurde im Jahre 1508 von Bramante konstruiert. Sie hat einen Durchmesser von acht Metern. Ein 16-Säulenumgang ruht auf einem dreistufigem Unterbau. Auf dem Rundbau ist ein Mauerzylinder, den eine halbkugelförmige Kuppel mit einer Laterne krönt. Die 16 Säulen tragen eine Balustrade, die mit Metopen* und Triglyphen* geschmückt ist. Dies ist ein Abwandlung der dorischen Säulenordnung*. Der Kernbau oder auch Mauerzylinder genannt, ist durch Pilaster gegliedert, die mit den 16 Säulen eine Achse bilden. Zwischen den Pilaster finden sich halbrunde und eckige Nischen. Den Grundriß ergeben die Kreise des Stufenunterbaus, des Säulenumgangs und des Kernbaus, die den selben Mittelpunkt besitzen. Das Gebäude ist ein Zentralbau und ergibt somit ein wichtiges architektonisches Denkmal für die Lösung des Problems des Zentralbaus. Die Tempietto ist durch den Kreis ein Idealbau, denn wie die Antike es schon pflegte, mißt auch die Renaissance dieser geometrischen Form viel Wert bei. Die Antike bezeichnet den Kreis als Würdenträger, da er die Figur ist, die die gesamte kosmische Ordnung bestimmt. Außerdem läßt sich der Mensch, wie Leonardo da Vinci zeigte, mit gespreizten Beinen und Armen in einen Kreis einfügen. Dies wiederum ist ein Sinnbild für die Übereinstimmung von Makro- und Mikrokosmos. Die Stellung des Menschen im All war ein besonderer Anreiz für die Architekten in der Hochrenaissance. Die von allen geforderte Ausgewogenheit kommt durch die Beschränkung auf die Kreisform zustande und das Proportionssystem z.B. entspricht die Breite des Säulenumgangs der Höhe des Kernbaus, so wie sich auch Kuppel und Kernbau in der Höhe entsprechen und die Höhe und Breite des Kernbaus stehen im Verhältnis 2:1.

Die Malerei

In Rom gab es zur Zeit der Renaissance zwei bedeutende Künstler Michelangelo und Raffael, auch Leonardo da Vinci hielt sich für kurze Zeit in dieser Stadt auf.

Michelangelo (1475-1564)

Den Künstler zeichnen kraftvoll, plastisch perfekt durch modellierte Figuren aus, sie bilden einen Höhepunkt in der Darstellung des Menschen. Er arbeitet mit Perspektive und der Betrachter spürt in seinen Bildern Atmosphäre. Michelangelo malt nicht mehr nur die Figuren, die die Handlung bestimmen, sondern verschiedene Motive, die Nicht in Beziehung mit der Handlung stehen. Gleich Leonardo da Vinci drückt er in seinen Kunstwerken Gefühle aus, die der Betrachter förmlich spürt. Der Papst verleiht Michelangelo den Anfang, die Gewölbefresken der Sixtinischen Kapelle im Vatikan zu malen. Dies ist wohl sein bedeutendstes Werk.

Raffael (1483-1520)

Wie Michelangelo war Raffael nicht nur Architekt, sondern auch Maler. Raffael zeichnet die Ausgewogenheit im Bildaufbau, die Wiedergabe des Figürlichen und das Streben nach höchster menschlicher Würde, vollendeter Grazie und Schönheit aus. Bei den Madonnenbildern kann man eine innige Beziehung zwischen Mutter und Kind ausmachen. Die überhistorischen Figuren seiner Werke sind perfekt idealisiert, wie z.B. die Sixtinische Madonna oder die Madonna Tempi. Der Künstler verwendet oft einen pyramidalen Bildaufbau, der Ordnung in das Werk bringen soll. Die plastisch linearen und malerischen Werte harmonisieren perfekt. Raffael wurde der Auftrag von Papst Julius dem 2. verliehen , die Stanzen* im Vatikan auszustatten. So arbeitete Raffael fast ein Jahrzehnt an den Fresken für die Stanzen. Die bedeutendsten Werke von ihm ist "die Schule von Athen", "Disputa" und "Parnass". Nach dem Tod Bramantes wurde Raffael leitender Architekt im Vatikan (1514).

"Die Schule von Athen"

Raffael verwendet hier Tiefenperspektive, die durch das Blau des Himmels verstärkt wird. Dieses Fresko enthält keine christlichen Aspekte. Außerdem bildet er nicht nur darstellungswürdige Figuren ab, wie z.B Euklid. Es herrscht Ausgewogenheit und ein Höchstmass an Typisierung*.

Die Plastik

Im Bereich der Plastik spielt die Dynamisierung* bei völliger Ausgewogenheit eine der wichtigsten Rollen. Am bedeutesten scheint jedoch der Ausdruck der Gefühle in Mimik und Körperhaltung zu sein.

Michelangelo (1475-1564)

Michelangelo war bildhauerisch der beherrschende Künstler seiner Epoche. 1501 schuf der Bildhauer David, eine 5,5 m hohe Statue. Durch geschickten Einsatz von Körperhaltung und Mimik gestaltet er eine angespannte Ruhe. Die Ausgewogenheit der Haltung kommt durch Kontrapost* zu stande. Michelangelos Statuen bilden den Höhepunkt des Idealbildes der Hochrenaissanceskulptur. Überdies begann er die Grabwand für Papst Julius den 2. zu gestalteten, die nie fertiggestellt wurde. Ein weiteres wichtiges Werk des Renaissancekünstlers ist die Pietá. Nachdem er zunächst der Vollender der Hochrenaissance war, wird Michelangelo zum Wegbereiter des Manierismus und seine Werke weisen zugleich auf den Barock voraus. Aufgrund seiner Begabung legt er allen Kunstgattungen Konzepte der Skulptur zugrunde. Durch Den Individuaismus wird jedes seiner werke zum Selbstbekenntnis und Michelangelo begründet dadurch einen neuen Typ des Künstlers.

Die Pietá

Die Statue zeigt Maria und Jesus, bereits vom Kreuz abgenommen. Die Pietá, das auf Deutsch Mitleid bedeutet, gilt dem Betrachter .Es wirkt als würde Jesus schlafen, doch der Schlaf ist nur der Bruder des Todes. Die Trauer des Leichnams wird durch seine Haltung zum Ausdruck gebracht. Maria wirkt in sich gekehrt in stiller Trauer. Die absolute Harmonie, die den Künstlern in der Renaissance so wichtig war, schafft Michelangelo nicht nur durch Haltung und Mimik, sondern im besonderem durch die Wahl des Materials. Der Bildhauer verwendet für sein Werk weißen Marmor. Durch dieses Zusammenspiel wird der Betrachter gezwungen sich hineinzubegeben. Michelangelo versucht den genauen Punkt zu treffen, damit man Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sieht. Die Statue soll zeigen, daß man im Tod nicht allein ist.



Worterklärungen





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im Zeitalter der Renaissance

Sarah Langenbrunner
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