Das augusteische Rom-
Kultureller Aufbruch in Literatur und (Bau-) Kunst

Goldmünze mit dem Bildnis des Augustus, um 27 v. Chr.
(Museo Nazionale Romano, Rom)

Gaius Octavian Augustus wurde am 23. September 63 v. Chr. in Velitrae als Sohn des Gaius Octavian und der Atia, einer Nichte Julius Cäsars, geboren. Schon in früher Jugend wurde er von seinem kaiserlichen Großonkel Julius Caesar politisch gefördert und schon mit 16 Jahren erhielt er einen Platz in dem Priesterkollegium der Pontifices.
Im Jahre 44 v. Chr. wurde Caesar von einer Verschwörung, der Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus vorstanden, hinterhältig an den Iden des März ermordet. Grund hierfür war die politische Stellung Caesars im Imperium Romanum, die ungeheure absolutistische Machtfülle in seinen Händen, die den Neid und die Mißgunst der Senatoren erregte. Er hatte sich zum Diktator des Reiches auf Lebenszeit ernennen lassen.
Nach dem Tod des Autokraten geriet der Staatsapparat in einen anarchischen Zustand, den einige Unruhestifter zur Machtvergrößerung nutzen wollten. Einer von diesen war Lepidus, ein anderer Antonius, den der Senat durch die Hetzpropaganda des Ciceros angetrieben in der Schlacht im Jahre 43 v. Chr. bei Mutina besiegte. Nach dieser Niederlage verbündete Antonius sich mit dem ehrgeizigen jungen Octavian, der gerade erst zwanzig Jahre alt in Griechenland studierte. Als dieser erfuhr, daß er von seinem Großonkel adoptiert und als seinen Haupterben eingesetzt worden war, schlug er alle Warnungen seitens seiner Eltern in den Wind und eilte nach Rom.
Zusammen mit Lepidus, dem Pontifex Maximus, bildeten Antonius und Octavian ein Triumvirat, dessen Hauptaufgabe darin bestand, den Staat zu reformieren und Caesars Tod zu rächen. Durch Proscription wurden die Verschwörer und deren Sympathisanten öffentlich bekanntgegeben und allein unter den Senatoren gab es 300 Opfer, unter dem Ritterstand sogar 2000 Tote. Die beiden Haupttäter begingen nach einer Niederlage bei Philippi 42 v. Chr. im griechischen Makedonien Selbstmord.
Im Jahre 40 v. Chr. konnte Octavian nach dem Vertrag von Brundisium seine Machtstellung in Italien und in den westlichen Provinzen festigen.
Vier Jahre später wurde der letzte ernstzunehmende Gegner dieser Dreimannregierung, Sextus, der Sohn des Pompeius, bei Naulochus auf Sizilien vernichtend geschlagen. Dank eines aus eigenen Mitteln aufgestellten Heeres vermochte Octavian es, Antonius und dessen Verbündete, die ägyptische Königin Kleopatra, in einer Seeschlacht vor Actium im Epirus 31 v. Chr. zu schwächen und große Verluste zuzufügen. Doch bevor Octavian zum entscheidenden Schlag gegen seine beiden Feinde ausholen konnte, hatten die beiden schon Selbstmord begangen. Dies geschah im Jahr 30 v. Chr.

Nachdem sich Octavian all seiner möglichen Rivalen und Machtkonkurrenten entledigt hatte, ging er daran, seine an sich gerissene Macht zu festigen und vor allem vor dem Senat und dem römischen Volk zu legitimieren. Ein Jahr später zog er als Alleinherrscher im Triumphzug nach Rom ein und schon 27 v. Chr. legte er sich den Titel Augustus- der Erhabene- zu, wobei andere Quellen von einer Titelvergabe des Senats sprechen. So wurde Augustus zum mächtigsten Mann des Römischen Reiches, obwohl er eigentlich "nur" Konsul und Oberbefehlshaber des Militärs auf Lebenszeit war. Nach dem Tod des Lepidus erhielt er auch das Amt des Pontifex Maximus und gewann dadurch auch in Glaubens- und Religionsfragen mehr Gewicht und Macht.
Nach dem großen Chaos in dem Imperium Romanum wünschten sich die Menschen einen Mann, der sich zu der römischen Republik bekannte, jedoch auch die unerläßliche Festigkeit und Machtfülle vereinte. Augustus wurde so als Retter des Volkes und der Republik empfangen.

Nach den bürgerkriegsähnlichen Zuständen kehrte etwas Ruhe in das Reich ein und Augustus konnte sich seinen weiteren Aufgaben als Politiker widmen. Unter anderem hatte er sich die Friedenssicherung , Stabilität und die Abrundung des Reiches als Hauptziele vorgenommen.
Caesar hatte sich davor gescheut, den Königstitel anzunehmen, Augustus bezeichnete sich daher als Princeps (Erster unter Gleichen) ohne alle diktatorischen Attribute, um nicht in die Mißgunst der eifernden Republikverfechter zu fallen. Er stellte die gleich nach der Errichtung des Prinzipats wieder her, um den anarchischen Zustand zu beenden.
In der Realität besaß er jedoch die unumschränkte Macht eines Autokraten und sah den Senat nur als Bestätigung seiner Vorhaben an. So spielte der Senat in wichtigen Fragen überhaupt keine Rolle und auch die Kritikfreudigkeit wurde entscheidend dadurch gemäßigt, daß die Senatoren teilweise mitansehen mußten wie aus den eigenen Reihen plötzlich Leute verschwanden, die sich oppositionell verhielten. Die Handlungen des Kaisers wurden immer eigenmächtiger und absolutistischer im Laufe seiner Amtszeit und am Ende seiner Regierungszeit gab es keinen ernstzunehmenden Gegenpol mehr. Er besaß ein vollkommenes Vetorecht, das er aber so gut wie nie einsetzten mußte, da seine Auctoritas, sein Ansehen und der Einfluß seiner eigenen Person, vollauf genügten.
Augustus kannte auch die Mittel, um das Volk ruhig zu halten. Hierfür dienten ihm die Schauspiele in den Arenen, für die er keine finanziellen Ausgaben scheute, und eine billige Getreideversorgung der niederen Massen ().
Augustus übertraf sogar seinen Vorgänger Caesar in der Art der Schauspiele, da er sich immer neue Ideen ausdachte, um alles noch spannender und dramatischer zu initiieren. Auch Seeschlachten wurden wie zu Caesars Zeiten zur Belustigung des Volkes geboten.
("Dreimal habe ich Gladiatorenkämpfe in meinem Namen veranstaltet und fünfmal im Namen meiner Söhne und Enkel. An diesen Kämpfen waren etwa zehntausend Mann beteiligt...Bei 26 verschiedenen Anlässen habe ich dem Volk im Zirkus, auf dem Forum oder im Amphitheater afrikanische Wildtierjagden geboten, bei denen etwa 3500 Tiere erlegt wurden. Ich ließ dem Volk auch das Schauspiel auf dem Tiber vorführen" aus Rom- Porträt einer Weltkultur von Michael Grant, Seite 144)

Seine Verfassungsänderungen kleidete er in sorgsam erarbeitete republikanische Formen. Seine Politik baute darauf, daß die Bürger, wenn er ihnen Frieden schenkte, seine "merkwürdige" Anwendung republikanischer Formen nachsehen würden. Doch der Frieden war hauptsächlich nur auf das Innere des Reiches beschränkt, in vielen Außenbezirken wurde an den Grenzen, teilweise auch unter großen Verlusten auf beiden Seiten, erbittert um jedes Territorium gekämpft. Auch wenn die Regierungszeit unter Augustus allgemein als friedvolles goldenes Zeitalter in die Geschichte einging, das zeitlich von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr angesetzt wird, so darf man seine militärischen Ambitionen, das Reich zu vergrößern, nicht ganz außer achtlassen. Unter seiner Herrschaft erlangte das Imperium Romanum eine Ausdehnung, die von Spanien, Pannonien, römische Provinz in Illyrien, über Dalmatien, einer Landschaft in Kroatien, bis nach Gallien reichte. Zur Abrundung und Konsolidierung des Reiches kam noch eine Befriedung der teilweise schon vorher eroberten Provinzregionen hinzu. Auch Annektionen waren unter seiner Herrschaft keine Seltenheit.
Allerdings trug er auch wesentlich zu der Verbesserung der Zustände in den Provinzen bei. So wurde unter anderem die Willkür und die Ausbeutung durch die Provinzbeamten entscheidend eingeschränkt und bei Unterwerfung Frieden und Sicherheit als Gegenleistung für Gehorsam angeboten. Augustus bildete aus dem Ritterstand den Kern einer neuen Reichsbeamtenschaft und setzte die Ritter als seine persönlichen Vertreter in den Provinzen ein, die die Aufgabe hatten unter strenger Aufsicht die Steuern einzutreiben. Die Regierung der einzelnen Provinzregionen übernahmen Legaten, die gleich den Konsuln einen hohen Senatsrang innehatten, aber im Unterschied zu ihnen oft mehrere Jahre ihre Ämter bekleiden konnten.
Im Jahre 2 v. Chr. erhielt Augustus sogar den allerhöchsten Ehrentitel "Pater patriae".
Viele Bauwerke, wie Aquaedukte, Theater, Tempel und andere öffentliche Gebäude sind unter seinem Befehl in den Provinzen für die Bevölkerung enstanden. Auch auf anderen Gebieten hatte er erfolgreiche Veränderungen durchsetzen können. Es wurden zum Beispiel die Seewege entscheidend verbessert, was die Sicherheit und die Schnelligkeit der Schiffe betrifft, und auch der Straßenbau der landinneren Verkehrswege nahm gewaltige Dimensionen an.
Dies war nötig, um den Handel und den Import in die Hauptstadt überhaupt zu ermöglichen. Augustus legte großen Wert auf die billige Getreideversorgung des Volkes in Rom durch die Einfuhr aus den Provinzen Afrika und Ägypten.
Um den Wohlstand auch in dem Zentrum seines Reiches zu fördern, führte Augustus auch ein neues Münzwesen ein, das auf den Standardwerten mit einem bestimmten Verhältnis von Gold und Silber beruhte.

Ephesos, Kaiser Augustus, um 25 v. Chr.

Italien stand mit seiner Wollstofferzeugung in Pompej, mit einer blühenden Glasbläserei in Campagna und einer erfolgreichen Metallwarenherstellung in Rom an der Spitze. Auch die Töpferware spielte für den Export eine bedeutende Rolle.

Man kann seine Politik als mittleren Kurs zwischen Konservatismus und Revolution nennen, dessen Durchführung Augustus meisterhaft verstand. In diesem Sinne versuchte er die republikanische Fassade beizubehalten und unter dieser Scheinrepublik seine Machtposition zu festigen und sich als verfassungstreuen Regenten hinzustellen. 23 v. Chr. erhielt er vom Senat das Tribunat auf Lebenszeit (bis 23 v. Chr. war er jährlich als Konsul durch Wahl bestätigt worden) und vier Jahre später gewährte man ihm sämtliche Insignien eines Konsuln.

Auch in Rom spürte man die Reformen der neuen Regierung. Der Handel blühte und der Wohlstand wuchs. Am augenscheinlichsten war die Errichtung der Prachtbauten unter Augustus, wie dem Ara Pacis (Friedensaltar), dem unter Caesar begonnen Forum mit dem Tempel des Mars Ultor, der Statue an der Primaporta, den Basiliken der Julia und der Aemilia auf dem Forum Romanum und dem berühmten Marcellustheater. Auch sein langjähriger und tüchtiger Freund Agrippa setzte sich mit der Erneuerung der kaiserlichen Hauptstadt auseinander. Ihm haben wir unter anderem den Bau des Pantheons, dessen Grundsteinlegung Augustus betreute, und die Errichtung ersten der kaiserlichen Bäder zu verdanken.
Zu seinen Aufgaben als Staatsmann zählte Augustus aber auch die Verbesserung der "Slumhochhäuser" in Rom, bei denen er die Höhe auf 20 Metern begrenzte und zur Sicherheit der Bevölkerung die "vigilis" aufstellte, die als Feuerwehr und Polizei fungierten.
Augustus soll mit Stolz von sich behauptet haben, er habe Rom als eine Stadt mit Marmor verlassen, obwohl er eine aus Backsteinen angetroffen habe.

Auch die alte Staatsreligion erhielt unter Augustus neuen Auftrieb. Er ließ alte Feste und Kultpraktiken, die in Vergessenheit geraten waren, wieder aufleben und errichtete hierfür eigens neue Tempel und heilige Gebäude. Außerdem wandte er viel Mühe und riesige Geldsummen in großartige Tempelbauten auf, um dem Volk zu zeigen, daß alles Unrecht wiedergutgemacht worden sei und das Verhältnis zu den erzürnten Göttern sich wieder gebessert habe.
Aber auch anderen Religionen gegenüber zeigte sich Augustus sehr tolerant. So wurde das Judentum geduldet und auch die eigenständige Selbstverwaltung der Juden akzeptiert, solange sie sein Regime unterstützten.

Auch im gesellschaftlichen Leben nahm Augustus Veränderungen vor. So erließ er Luxus- und Ehegesetze, um das ausschweifende und zügellose Leben vieler Senatoren und Ritter einzuschränken und die Dekadenz und die Vergnügungssucht zu unterbinden. Darüberhinaus hatte er es sich als Ziel gesetzt, die moralischen Normen des Familienlebens (lex Julia und die lex Papia Poppaea) wieder mit neuem Geist zu füllen.
Auch gab es Dekrete zum Thema Sklaverei, so zum Beispiel ein Gesetz, das die Freilassungen erschwerte, den Freigelassenen aber relativ viele Rechte und Vergünstigungen gewährte. Durch diese Vorgehensweise wollte er verhindern, daß die Anzahl einer neuen Bürgerschicht seinem politischen Agieren im Weg stehe. Trotz diesem Erlaß gab es eine permanente Ausweitung des Bürgertums, das sich teilweise durch den steigenden Wohlstand und den anhaltenden Frieden erklären läßt.

Doch am Bedeutendsten sind seine Verdienste in dem Bereich der Kunst. Wie schon oben kurz angedeutet, erhielt die Baubranche enormen Auftrieb durch den Auftrag, die Kaiserstadt und den Mittelpunkt eines riesigen Reiches zu verschönern und den Idealen der neuen Epoche Ausdruck zu verleihen. Ebenso erging es aber auch den Malern, Architekten und Bildhauern, die klassische Beispiele stilistischer und technischer Vollkommenheit schufen.

Doch das Verhältnis der Römer zu den Künsten war lange Zeit sehr gespalten. Man betrachtete die Kunsthandwerker und Künstler als gesellschaftlich untergeordnet und so mancher Römer war der Meinung, daß "selbst ein Bildhauer nur ein hundsgewöhnlicher Arbeiter sei, ein Mann der Masse" gewissermaßen.
Vor der augusteischen Epoche sind die Römer kaum an den Leistungen der Malerei, Bildhauerei und der Baukunst beteiligt gewesen, es sei denn als Nutznießer oder Förderer, da auch diese Künste nicht zu einer Ausbildung eines Römers gehörten.
Als Beispiel für die Blütezeit der Architektur im goldenen augusteischen Zeitalter in der Hauptstadt des Imperum Romanum möchte ich das Marcellustheater und den Mars Ultor- Tempel auf dem Augustusforum anführen. Fest steht, daß die augusteische Monumentalarchitektur in Rom als Vorbild für andere Bauten in den eroberten Provinzen dienten. So kann man zum Beispiel Parallelen des Marcellustheaters mit dem Siegerdenkmal des Augustus in La Turbie eindeutig erkennen, das zum Sieg über die Alpenvölker errichtet wurde.

Marcellustheater (Modell), Rom

Das Marcellustheater, das Caesar begonnen, Augustus in Rom 13 oder 11 v. Chr. beendet hatte, wurde seinem früh gestorbenen Neffen Marcellus geweiht. Es ist ein freistehener Theaterbau, das nicht in einen natürlichen Felshang eingebettet worden war. Die Fassade besteht aus Travertin, einem Sedimentgestein (ein porenreicher, weißlicher bis gelber Sinterkalk). Die inneren Arkaden sind aus Kalktuff. Die halbkreisförmige Orchestra wird von ansteigenden Mauerzügen für Sitzreihen mit etwa 13500 Sitzplätzen umgeben. Die offene Bogenstellung der beiden unteren Fassadengeschosse wird durch Halbsäulen tuskanischer im Erdgeschoss und ionischer Ordnung geschmückt, die Bögen besitzen Kämpfergesimse. Ein drittes Geschoß scheint (entgegen dem Modell) nicht vorhanden gewesen zu sein, auch über den oberen Abschluß ist nichts bekannt.

heutige "Präsentation" des Marcellustheaters, Rom

Das Augustusforum ist 42 v. Chr. eingeweiht worden. Es war das Resultat aus dem Beschluß heraus, den Augustus am Vorabend der Schlacht von Philippi gegen die Caesarverschwörer Brutus und Cassius gefasst hatte, den Frevel an Caesar zu rächen und ihm als Kaiser zu huldigen. Es hatte daher nicht nur einen religiösen Charakter, sondern erfüllte zur gleichen Zeit auch eine politische Aufgabe. Das Forum mißt 90 auf 125 Meter und ist durch eine 33 Meter hohe Brandmauer von dem angrenzenden Stadtviertel Subura abgegrenzt. Davor befanden sich der Tempel des Mars Ultor und zwei Säulenhallen (112 Meter lang, 13 Meter breit). Die Rückwände waren in Pfeilerstellungen mit Halbsäulen aufgelöst, dahinter befand sich je eine Apsis mit Ehrenstatuen, die alle mit ausführlichen Inschriften zum Ruhm der berühmten Ehrenbürger Roms versehen waren. Das Augustusforum ist eine axialsymmetrische Anlage, bei der sich erstmals römische und griechische Bauformen in monumentaler Weise verbunden haben.

Rekonstruiertes Modell des Augustusforums, Rom

Der Mars Ultor- Tempel, der das Zentrum des Augustusforums bildet, ist 2 v. Chr. dem Kriegsgott und Rächer Mars geweiht worden. Er ist in diesem Fall durch eine Schrägansicht des 3,5 Meter hohen Podiums mit Treppe und der Cella abgebildet. Acht 15,20 Meter hohe kannelierte mächtige korinthische Säulen aus Carrara-Marmor waren an drei Seiten errichtet. Der Giebel dagegen war durch ein großes Hochrelief geschmückt. Darauf konnte man verschiedene Statuen ausmachen, unter anderem direkt in der Mitte unterhalb des Giebels Mars, der auf seine Lanze gestützt dasteht, sowie Venus, die Göttin Fortuna, die Göttin Roma und Romulus. Die Rückseite des Tempels stand mit der Brandmauer aus Quadern in Verbindung. Im Innern des Kulthauses in einer flachen Apsis befand sich das Kultbild. Ebenso wurden im Innern der Cella auch das caesarische Schwert und die Legionsinsignien quasi als Relikte aufbewahrt.
Der Tempel des Mars Ultor ragt durch seine Maße sowie durch Verwendung des korinthischen Stils und kostbarer Marmorsorten hervor.

Mars-Ultor-Tempel, Rom

Unter Augustus, mit seinem klassizistischen Geschmack und seinem Bestreben, Rom mit den besten klassischen Traditionen zu zivilisieren, herrschte die Tendenz vor, die Züge zu idealisieren, d.h. die bildhauerischen Darstellungen wurden verschönt wiedergegeben und betonten eher die Würde und die heldenhafte Tugend des Kaisers, denn den individuellen Charakter.
Das römische Portrait als Gattung in der bildenden Kunst trat erst gegen Ende des ersten Jahrhunderts vor Christus auf und konnte sich nur unter dem griechischen Einfluß vollenden. Interessant wurde die Entwicklung durch die sehr unterschiedlichen Einflüssen, die aus allen Richtungen des Römischen Reiches ins damalige Zentrum flossen. Dieser Entwicklungsprozeß wurde jedoch schlagartig durch den Beginn der augusteischen Hofkunst beendet. Es galt nicht mehr einen Menschen "realistisch" darzustellen, sondern in seiner Funktion, in seinem tugendhaften Charakter dem Betrachter näherzubringen. In gewissem Sinne verändert sich das sachliche Abbilden in eine inhaltliche Ebene, die nicht nur ästhetischen Gesichtspunkten gerecht werden muß.
Interessant ist sicherlich die Tatsache, daß die Gesichtszüge der jeweiligen Darstellung angepaßt sein müssen, diese jedoch ebenmäßig und alterslos aussehen sollen und an bestimmten herausstechenden Merkmalen mühelos zu erkennen sind. Dies hat man der Einfachheit halber so durchgeführt, damit auch die Bewohner der entfernteren Provinzen die Statuen der einzelnen berühmten Persönlichkeiten zuordnen können.
Als Beispiel aus dem augusteischen goldenen Zeitalter kann man folgende Werke aus dem Bereich der Rundplastiken nennen: Den Ara Pacis Augustae (Friedensaltar), die Statue des Kaisers Augustus, die heute in den vatikanischen Museen zu besichtigen ist, die Gestalt des Kaisers als Pontifex Maximus, die man im nationalen römischen Museum sehen kann und die Abbildung der Herrscherstatue an der Prima Porta in Rom.
Eine Untergattung im Bereich der Rundplastiken ist die Nacktstatue. Meist dienten als Vorbild dafür griechische Statuen, die allerdings größtenteils nicht mehr existieren.

   

Die 2,04 Meter hohe "nackte" Statue des Augustus (oben links) wurde in Otricoli gefunden. Sie ist wohl um 30-20 v. Chr. entstanden und nach einer griechischen Diomedes- Darstellung aus dem letzten Drittel des 5. Jahrhunderts v. Chr. gearbeitet. Der Kopf ist ein idealisiertes, dem idealen Körper angepaßtes Bildnis des Kaisers. Es ist gewissermaßen eine Heroisierung im griechischen Sinne.
Die zweite Statue des Kaisers als Pontifex Maximus (oben rechts) ist in Rom gefunden worden und wurde in dem Zeitraum 10 v. Chr. bis etwa 10 n. Chr. geschaffen. Sie ist 217 cm hoch. Teilweise sind an dem Marmor noch rote Farbspuren an Toga und Haar zu erkennen, das darauf hindeutet, daß sie früher bemalt war. Der Kopf dieser Skulptur ist gesondert gearbeitet und eingesetzt, die Verbindung von blockhafter Form und linearer Faltengliederung mit einem modellierten Kopf.
Eigentümlich ist die formale Gliederung von Körper und Gewand, da die Toga schwer und statisch auf dem Körper liegt und diesen zusammenzuhalten scheint. Die Stoffbahnen verleihen zwar dem Körper eine gewisse Ornamentik, sonst ist die Oberfläche aber eher nur grob bearbeitet und erreicht nicht die vollendete Raumauffassung.
Im Bereich der Skulpturen wäre als dritter Bereich nur noch die Panzerstatue zu nennen. Diese Form der Ehrenstatuen war außer den Kaisern Männern vorbehalten, die sich militärisch verdient gemacht haben.
Ein Beispiel dieser Gattung ist die wohl prachtvollste und edelste Abbildung des Kaisers Augustus (oben Mitte). Man fand sie bei der Prima Porta, die nördlich von Rom liegt. Es handelt sich hier um die wohl kurz nach 14 n. Chr. (Tod des Augustus) geschaffene Kopie einer um 20 - 17 v. Chr. entstandenen Statue. Sie ist aus Marmor gearbeitet und es lassen sich ähnlich wie an der Statue des Kaisers als Pontifex Maximus Farbspuren ausmachen. Herausragend sind die majestätische Haltung der Statue, der Gesichtsausdruck, sowie die Verzierung des stoffreichen Gewandes, das man als Paludamentum ausmachen kann, einer Art Feldherrenmantel.
Die Lanze wurde an der 2,04 Meter hohen Statue nachträglich ergänzt. Dieses Meisterwerk ist heute ebenfalls in den Vatikanischen Museen in Rom zu besichtigen.
Neben Gewand- und idealer Statue ist die Panzerstatue ein drittes Thema der römischen Rundplastik. Dem Schema des Augustus aus Prima Porta liegt der Doryphoror des Polyklet zugrunde, der Geist der Statue ist jedoch rein römisch: Sie verherrlicht den erhabenen Friedensherrscher über den bewohnten Erdkreis. Die glänzende, aber kalte Ausführung ist typisch für die augusteische Zeit.
Anzumerken wäre an dieser Stelle noch die Eigenart, daß es sich hier nicht um eine vollrunde Plastik handelt, sondern um eine Statue, die in einer Apsis stand und daher auf der Rückseite nicht vollkommen ausgearbeitet sein mußte.

Fries an der Ara Pacis Augustae vom Marsfeld , Rom

Als wichtiges Beispiel aus der Reliefkunst, im Vergleich zu den oben behandelten Rundplastiken, eignet sich besonders der Fries auf dem Ara Pacis Augustae vom Marsfeld in Rom: (hier ein Ausschnitt aus dem Opferzug auf der linken Altarwange). Dieser Friedensaltar wurde 13- 9 v. Chr. aus Marmor gestaltet und hat die Maße 258 cm Gesamtlänge und 39 cm Frieshöhe. Dargestellt ist der Zug der Opferdiener und der Opfertiere, rechts ein Widder. Die Darstellungsweise kann als volkstümlich bezeichnet werden; kennzeichnend ist die Aufreihung der Figuren vor einer Wand. Die Altarwange besitzt einen von Akanthusranken (Gattung von Stauden mit fiedrigen Blättern und rot, weiß oder lilagefärbten Blüten; die gezackten Blätter der mediterranen Pflanzen erscheinen häufig auf klassischen Skulpturen und Dekorationen als stilisierte Ornamentalmotive) geschmückten oberen Abschluß.
Desweiteren möchte ich kurz noch einen Ausschnitt aus dem Südfries der Umfassungsmauer vorstellen, der auch aus Marmor gehauen wurde. Er ist im Gesamten 10,16 Meter lang und 55 cm hoch. In feierlichem Zug folgen Augustus (ganz links, fragmentarisch erhalten) die Mitglieder des kaiserlichen Hauses, darunter auch Frauen und Kinder, umgeben von Liktoren (Amtsdiener der höheren Garde; die Liktoren hatten mit den Rutenbündeln, den Insignien der Macht, den Magistraten bei öffentlichen Auftritten voranzugehen) mit Rutenbündeln und Würdenträgern. Ebenfalls folgen Vestalinnen, Opferdiener und -tiere dem Zug. Das Relief ist nach klassischen Regeln in die Tiefe entwickelt, der Grund aber als Luftraum aufgefaßt.

Detailansicht des Ara Pacis Augustae

Die Figuren zeugen von einer großen Individualität, die einerseits auf die verschiedenen sozialen Gruppen hinweisen, andererseits aber auch durch die abwechslungsreichen Gesten und Mimiken zu erklären sind. Insgesamt scheint die dahinziehende Menschenmasse einer ganz bestimmten Ordnung, einem rein römischen Kompositionsschema, zu folgen, die nur durch einzelne, die ruhig dastehen oder aus dem Menschenband ausscheren, unterbrochen wird.Der Fries ist ein bedeutendes Beispiel der augusteischen Hofkunst. Das Mäanderband zeugt von einem griechischen Vorbild.

Doch nicht nur in der (Bau)-kunst zeigte sich zu Zeiten des Augustus eine Blütezeit. Auch die Literatur erhielt einen Aufschwung und brachte viele bedeutende Dichter und Geschichtsschreiber hervor.
Sie wurden vor allen Dingen von Gaius Maecenas (74 bis 8 v. Chr.) gefördert, der als römischer Ritter zu den Freunden des Kaisers Augustus zählte, für den er häufig in diplomatischer Mission tätig war. Eine bedeutende Rolle spielte er als Förderer der Literatur und Kunst in der frühen Kaiserzeit, der zahlreiche Dichter in einem Freundeskreis und literarischen Zirkel (Maecenaskreis) um sich sammelte und auch finanziell unterstützte. Zu seinen "Zöglingen" gehörten unter anderem Properz, Vergil, Ovid und Horaz.

Ovid, der 43 v. Chr. bis 17 n. Chr. lebte, hatte einige öffentliche Ämter inne, stand in der Gunst zahlreicher Mäzenen, unter denen auch Kaiser Augustus zählte. Dieser verfasste Lehrgedichte über die Liebe ("Ars amatoria"), als Antithese dazu die "Remedia amoris" (Heilmittel gegen die Liebe) und natürlich die Metamorphosen, ein Versepos in 15 Büchern. Im Jahre 8 n. Chr. mußte er ins Exil nach Tomis in Rumänien, da er angeblich von einem Skandal Kenntnis hatte, in den die Enkelin des Kaisers verwickelt gewesen sein soll.
Horaz, eigentlich Quintus Horatius Flaccus: Dieser Dichter lebte von 65- 8 v. Chr.. Vergil lernte den Dichter kennen und war von seinen Begabungen so angetan, daß er ihn bei dem Kunstförderer Maecenas vorstellte, der ihn dann in die literarischen und politischen Kreise der Hauptstadt einführte. Nach dem Tod seines Freundes Vergil 19 v. Chr. wurde er dessen Nachfolger als "Poeta laureatus".
Im Jahre 17 v. Chr. verfaßte Horaz die "Carmen saeculare" (Lied der Jahrhundertfeier) für das große Fest, mit dem der Beginn eines neuen Zeitalters gefeiert wurde. Die Hymne beschreibt die Leistungen von Augustus und begrüßt die Rückbesinnungen auf die alten Tugenden. Viele Gedichte dieses Dichters sind voll von freundlichen Verweisen auf den Kaiser Augustus und seine Politik.
Vergil (selten Virgil), Publius Vergilius Maro lebte von 70- 19 v. Chr., konnte sich Dank der großzügigen Unterstützung von Gaius Maecenas ganz der Literatur und dem Studium antiker Schriften widmen. Zu seinem Freundeskreis zählten neben seinem Förderer Maecenas spätestens seit 42 v. Chr. auch Octavian, der Kaiser Augustus.
Vergil verfasste die "Aeneas", ein Epos über die Sage von Aeneas, dem Vorfahren der iulianischen gens und legendären Helden der römischen Überlieferung; das Gedicht schildert die Größe Roms und hebt die Leistungen von Augustus hervor.
Auch Propertius, der hauptsächlich Liebesgedichte schrieb, verfasste einige Preis- und Lobhymnen auf den Kaiser.
Als letzte herausragende Größe ist noch der Geschichtsschreiber und Historiker Livius zu nennen, der die großartige Geschichte Roms in 142 Büchern festgehalten hat und so uns heute ein lebendiges Bild von den damaligen Verhältnissen in der kaiserlichen Hauptstadt vermittelt.
Allgemein kann man sagen, daß die Dichter von Maecenas und dem Kaiser gefördert wurden, weil sie die Ideale der Regierung als Gegenleistung förderten und wurden dafür von des Kaisers Freund Maecenas aktiv ermuntert und unterstützt.

Augustus führte privat ein sehr einfaches, fast bescheidenes Leben. Seinem Charakter nach war er eher kalt und humorlos. Er besaß aber eine gute Menschenkenntnis und hatte eine glückliche Hand bei der Wahl seiner Freunde und Mitarbeiter, von denen ihm die meisten bis zu seinem Ende treu blieben.

Augustus war insgesamt dreimal verheiratet, die dritte Frau Livia Drusilla brachte zwei Söhne mit in die Ehe, Tiberius und Drusus Germanicus. Seine Tochter Julia, die in dritter Ehe mit Tiberius verheiratet wurde, stammte aus seiner Ehe mit Scribonia. Da Drusus und Julia starben, trat sein Schwiegersohn Tiberius die Nachfolge an, als Augustus am 19. August 14 n. Chr. starb.
Er hinterließ ein politisches Erbe, das sich trotz vieler Wandlungen bis in die Zeit der byzantinischen und mittelalterlichen Kaiser erhielt.

Fremdwörteranhang:

Personenregister:

Quellenangabe:





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Kultureller Aufbruch in Literatur und (Bau-) Kunst

Catherina Horst
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Hans-Jürgen Günther
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