Haussklave

römischer Haussklave


Seneca

Vom Umgang mit Sklaven I. (Epistula XLVII , 1-4)

Seneca entbietet Lucilius seinen Gruß
(1) Mit Vergnügen habe ich von Leuten, die von Dir kommen, erfahren, dass Du mit Deinen Sklaven auf freundschaftlichem Fuß stehst: das passt zu Deiner Klugheit und zu Deiner Bildung. »Sklaven sind sie!« Nein, vielmehr Menschen. »Sklaven sind sie!« Nein, vielmehr Hausgenossen. »Sklaven sind sie!« Nein, vielmehr Freunde niedrigen Standes. »Sklaven sind sie!«' Nein, vielmehr Mitsklaven, wenn Du bedenkst, daß sich das Geschick gleich viel gegen beide Gruppen herausnehmen darf.
(2) Daher lache ich über diese Leute da, die es für eine Schande halten, mit ihrem Sklaven zusammen zu speisen: Warum wohl, wenn nicht (deshalb), weil eine überhebliche Gewohnheit den Herrn beim Speisen mit einer Schar stehender Sklaven umgeben hat? Jener isst mehr, als er verträgt, und mit ungeheurer Gier überlädt er den übervollen Magen, der die (eigentliche) Funktion des Magens schon nicht mehr kennt, so daß er mit größerer Mühe alles von sich gibt, als er es zu sich genommen hat.'
(3) Den unglücklichen Sklaven hingegen ist es nicht einmal zum Zweck des Sprechens gestattet, die Lippen zu bewegen; mit der Rute wird jeder Flüsterton unterdrückt, und selbst unwillkürliche Regungen entgehen nicht der Prügelstrafe, (wie) Husten, Niesen, Schluckauf; die Unterbrechung des Schweigens auch nur durch einen Laut büßt man mit schwerer Strafe; die ganze Nacht hindurch stehen sie da mit leerem Magen und stumm.
(4) So kommt es, dass die über ihren Herrn reden, denen es in seiner Gegenwart zu reden nicht erlaubt ist. jene hingegen, die nicht nur in Gegenwart ihrer Herren, sondern auch mit ihnen selbst sprechen durften denen der Mund nicht gestopft wurde, waren bereit, für den Herrn den Nacken hinzuhalten, eine (ihm) drohende Gefahr auf ihr eigenes Haupt abzulenken; bei Tisch redeten sie, doch auf der Folter schwiegen sie.'

Übersetzung: Franz Loretto



Seneca (latein)


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Hans-Jürgen Günther

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